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Europäischer Fernsehsender Arte wird 30: Kein Boykott von russischer Kultur

Arte will in Zukunft weiter nach Europa ausstrahlen. Nachrichten auf Englisch und Spanisch kommen dazu - aber russische Kultur wird nicht boykottiert

Der deutsch-französische Sender Arte will sein Angebot für ganz Europa weiter ausbauen. „In einem krisenerschütterten Europa ist es wichtiger denn je, unseren Beitrag für die Kultur in Europa, für ihre Strahlkraft und ihr Wirken über nationale Grenzen hinaus, zu leisten“, sagte der französische Arte-Präsident Bruno Patino am Mittwoch. Vor 30 Jahren, am 30. Mai 1992, war der Sender an den Start gegangen. Im vergangenen Jahr erzielte Arte den Angaben zufolge einen Marktanteil von 1,3 Prozent in Deutschland und 2,9 Prozent in Frankreich. Für seine digitalen Angebote auf arte.tv und Drittplattformen wie Youtube, Facebook und Instagram zählte Arte mehr als 1,8 Milliarden Videoaufrufe.

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Dabei , sagte der deutsche Arte-Vizepräsident Peter Weber, ist das Publikum in den sozialen Netzwerken um 25 Jahre und im Internet zwölf Jahre jünger als die Zuschauer im Linearen, bei der digititalen Verbreitung ist die Mehrheit zwischen 25 und 34 Jahre alt.

Angebote in den Muttersprachen der Europäerinnen und Europäer bildeten eine der strategischen Achsen für die zukünftige Entwicklung von Arte, sagte Patino. Rund 70 Prozent der Menschen können Inhalte in ihrer Muttersprache anschauen. Aktuell bietet Arte auch Sendungen in ukrainischer und russischer Sprache an. Wöchentliche Nachrichten auf Englisch und Spanisch sind angekündigt.

Koproduktion mit Serebrennikov

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs plant der Fernsehsender Arte keinen Boykott der russischen Kultur. Arte-Programmdirektorin Emelie de Jong sagte, „wie soll man umgehen mit der russischen Kultur, mit den Russen, mit der Darstellung Russlands und der Russen?“ Die Fernsehmanagerin verwies auf verschiedene Formate. „Wir haben bei ,Tracks‘ den Dissidenten das Wort erteilt. Wir haben im ,Journal‘ Kontakte zu russischen Journalisten, die selber Beiträge direkt aus Russland liefern.“ Was die russische Kultur als Ganzes angehe, sagte De Jong: „Wir haben den letzten Film von Kirill Serebrennikow koproduziert. Wir boykottieren die russische Kultur nicht. Aber der Schwerpunkt ist heute anderswo.“ Joachim Huber

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