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Ari Rath, ehemaliger Chefredakteur der Zeitung "The Jerusalem Post" und geborener Wiener, aufgenommen im Mai 2013 bei einer Gedenksitzung im Bundeskanzleramt in Wien (Österreich).

© dpa

Ex-Chef der "Jerusalem Post" gestorben: Ari Rath - Flüchtling, Zeitzeuge, Humanist

Ob Adenauer oder Ben-Gurion, Brandt, Schmidt oder Sadat: Ari Rath war ihnen allen nahe gekommen. Als Chefredakteur der "Jerusalem Post" stritt er für den Frieden. Nun starb er mit 92 Jahren in Wien.

Es war seine Stadt. Ari Rath war Jerusalem. Wo er hinkam, erkannte man ihn. „Shalom Ari“. Ein Flüchtling aus Wien, Sohn galizischer Juden, ein Einwanderer, Verfolgter, Pionier, Patriot, Zionist – vor allem aber ein Mensch. Humanist, gebildet, Friedensfreund. Als solcher litt er unter der Entwicklung, die sein Land in den vergangenen zwei Jahrzehnten nahm.
Vor fast genau zehn Jahren schrieb Ari Rath im Tagesspiegel: „Die bald vierzig Jahre, in denen der junge jüdische Staat zu einer öfters rücksichtslosen Besatzungsmacht wurde, haben Israels moralisches Rückgrat schwer beschädigt.“ Ja, er konnte hart sein im Urteil. Sagen, was ist, ehrlich, direkt und unverblümt: Das war seine Devise. Zeugnis davon legte er auch in seiner Autobiografie „Ari heißt Löwe“ ab, die Ende 2012 erschienen war.
Das Buch liest sich wie ein Streifzug durch das 20. Jahrhundert. Rath erzählt vom „Anschluss“ und seiner Flucht, von seiner Zeit von Ende 1946 bis Mitte 1948 in der zionistischen Jugendbewegung in den USA, wo er junge amerikanische Juden für ein Leben in Palästina anwarb. Zur selben Zeit war er auch in New York in der „Haganah“ tätig, der Verteidigungsarmee der Juden in Palästina. Sein Chef war damals Teddy Kollek, der spätere, langjährige Bürgermeister von Jerusalem.
Rath ging zurück nach Israel, arbeitete im Kibbuz, studierte Geschichte und Wirtschaft an der Hebräischen Universität, heuerte 1958 als Politischer und Diplomatischer Korrespondent bei der „Jerusalem Post“ an. 15 Jahre lang, bis Dezember 1989, war er Chefredakteur und Herausgeber. Unter seiner Führung entwickelte sich die Zeitung zu einem liberalen, weltoffenen Blatt. Die neuen Inhaber indes forderten Raths Rücktritt und steuerten die Zeitung nach rechts.
Ob Adenauer oder Ben-Gurion, Brandt, Schmidt oder Sadat: Ari Rath war ihnen allen nahe gekommen. Am Freitagfrüh starb er mit 92 Jahren in einem Wiener Krankenhaus.

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