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Medien: Existenzen in der Warteschleife

Leben ist schon immer eine riskante Sache gewesen. Aber nie zuvor wurde so viel darüber geredet.

Leben ist schon immer eine riskante Sache gewesen. Aber nie zuvor wurde so viel darüber geredet. Natur- und Ingenieurswissenschaften, aber auch Soziologie und Philosophie denken angestrengt über die Risiken des modernen Lebens und deren Vermeidung nach. In seinem Feature „Risiko“ erzählt Peter Kaiser vom aktuellen Stand der Forschungen. Eigentlich meint das arabische Wort „risq“ ein von Gottes Gnade abhängiges Leben. Aber damit kann sich der besorgte Zeitgenosse nicht zufriedengeben. Also bekommt er immer opulentere Theorien des Risikos und darf sich im Alltag an einer stets wachsenden Zahl von Sensoren, Airbags und Warnhinweisen erfreuen (Deutschlandradio Kultur, 12. April, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Ist die Geburt eines Kindes der passende Moment, um Foucault zu lesen? Feature-Autor Michael Lissek kann die Frage nur bejahen. Während der Schwangerschaft seiner Frau fällt ihm auf, wie allgegenwärtig in unserer Welt das wissenschaftliche und pseudowissenschaftliche Ratgebertum geworden ist. Ärzte, Zeitschriften, Werbung und Freunde wissen es stets besser. Mit Foucault gesagt: die Arbeit an Disziplinierung und Normierung der Gesellschaft läuft weiter auf vollen Touren. Lisseks Feature „Die Gefährlichkeit der Salami oder Wie mir die Geburt meiner Tochter Foucault beibrachte“ geht dem Verdacht ausführlich nach (Kulturradio, 14. April, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Für sein Feature „Kopf und Magen“ hat Autor Rolf Cantzen nach Verbindungen zwischen abendländischer Geistesgeschichte und Feinschmeckertum gesucht. Wie Philosophen, Religionsstifter und Literaten vom kulinarischen Genießen schwärmten oder heftig davon abrieten. Wie das Schmecken in der Hierarchie der Sinne mal ganz oben und öfter ganz unten stand. Wie Kant über den Wein philosophierte und Adorno sein Essen dialektisch aufwärmte. Cantzens turbulenter Diskurs spart nicht an gut gewürzten Pointen. Kulinarische Absonderlichkeiten aller Art finden Erwähnung, fundamentalistische Propheten der feinen Küche werden angemessen verspottet. Etwa jener deutsche Autor, der sich daheim einen „Genusskeller“ eingerichtet hat (Deutschlandfunk, 15. April, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Ein neues soziales Elendsmilieu darf sich in René Polleschs Hörspiel „Tod eines Praktikanten“ gründlich aussprechen. Menschen, die von soliden, gut bezahlten Jobs träumen, aber einstweilen als schlecht oder gar nicht honorierte Praktikanten in der Warteschleife hängen. Aushilfs- und Zwischenexistenzen, die sich gern gegen einen biografisch ruinösen Hochkapitalismus wehren würden. Aber der hat längst keine richtige Büroadresse mehr. So bleibt den verängstigten Einzelkämpfern nur der verbale Amoklauf. (Deutschlandradio Kultur, 16. April, 0 Uhr 05).

Es gibt in Deutschland mittlerweile mehr als 200 Firmen, die Hörbücher produzieren. Vom opulent inszenierten Mainstreamhörspiel bis zum Nachtstück für Freaks ist alles dabei. „Im Stau mit Charles Dickens“ heißt ein Feature von Brigitte Neumann, das sich für die Hintergründe des Booms interessiert. Ist es die Magie des Vorlesens, die Kinder glücklich macht und Erwachsene an glücklichere Zeiten erinnert? Ist das Hörbuch einfach perfekt geeignet, um im Alltag unterbeschäftigte Hirnareale bei Laune zu halten? Kommt alles zusammen? Die Autorin trifft Hörbuchunternehmer, Marktbeobachter und begeisterte Konsumenten (Deutschlandradio Kultur, 17. April, 19 Uhr 30).

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