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Medien: Exklusives kostet

Der Springer-Verlag will über Bildplus digitalen „Bild“-Journalismus finanzieren.

Die Entschlossenheit wird mehrfach unterstrichen. Sollte Bildplus nach dem Start am 11. Juni nicht funktionieren, dann greift Plan B: „Wir probieren es noch einmal, wir machen auf dem eingeschlagenen Weg weiter“, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner bei der Vorstellung der künftigen Bezahlstrategie für Bild.de. Für Qualitätsjournalismus müsse auch in der digtalen Welt gezahlt werden.

Bildplus ist ein sogenanntes „Freemium“-Modell und verbindet kostenfreie und kostenpflichtige Angebote. Nicht jeder Inhalt wird den Nutzer zur Kasse bitten, das Verhältnis der „umsonst“ klickbaren Beiträge und der kostenpflichtigen Inhalte gab Donata Hopfen, Geschäftsführerin Bilddigital, mit „ungefähr 70 zu 30 Prozent an“. Klar ist, dass die Reichweite für Werbeeinahmen über Bild.de nicht kannibalisiert werden soll, Absicht ist, dass zu den bestehenden Erlösquellen der „Bild“-Zeitung“ und von Bild.de eine dritte kommt – eben Bildplus. Zahlen, die die laut Döpfner „nicht überzogenen Erwartungen“ reflektieren, wurden beim Pressegespräch nicht genannt.

Manfred Hart, Chefredakteur Bild.de, sagte, „für die reinen Nachrichten muss der User nichts bezahlen“, wohl aber für die „exklusiven Geschichten, die besonderen Interviews und Hintergründe, die einzigartigen Fotos“ bei Bildplus. Dafür wird der User über Bild.de angefüttert, will er das, was die „Bild“-Macher unter „Relevanz und Unterhaltung“ der Medienmarke verstehen, nutzen, wird er sofort zum Abonnement eingeladen. Drei Modelle wird es drei geben, von 4,99 Euro über 9,99 Euro bis zu 14,99 Euro im Monat. Ins teuerste Angebot eingeschlossen ist ein Kiosk-Abo der gedruckten Zeitung in Form eines Gutscheinheftes. „Bild“ soll nicht mehr nur eine Straßenverkaufszeitung sein. Die gedruckte Zeitung hat einen „Tagespass“, der die Nutzung von Bildplus am Kauftag ermöglicht. Zum Start der Fußball-Bundesliga im August kann zusätzlich zu allen drei Abo-Paketen das Angebot „Bundesliga bei Bild“ für 2,99 Euro im Monat gekauft werden. Die Videos werden eine Stunde nach Abpfiff ins Netz gestellt.

Die Entscheidung, welche Inhalte im Internet kostenfrei, welche kostenpflichtig gestellt würden, werde die Redaktion fällen, sagte Marion Horn, Stellvertreterin von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann. Die gedruckte Zeitung werde jedenfalls kein „Best of Bildplus“. Wie sich das wortwörtliche Spannungs-Verhältnis zwischen den Bild-Medien darstellen wird, ist nicht nur für Axel Springer interessant. Inklusive der Frage, ob es eine ausgeprägte Neigung geben wird, Bildplus derart exklusiv auszugestalten, dass Bild.de und „Bild“ ernsthaften Schaden nehmen können.

Bereits heute erwirtschaftet der Springer-Konzern 37 Prozent seines Umsatzes von 3,3 Milliarden Euro im Internet. Dort wird die Zukunft gesehen, auch die des Journalismus. Joachim Huber

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