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Verfälschende Eingriffe bei RTL.

© picture alliance/dpa

Fälschungen bei RTL: RTL deckt manipulierte Beiträge eines eigenen Reporters auf

RTL trennt sich von einem Mitarbeiter. Er soll über mehrere Jahre journalistische Beiträge gefälscht hat.

Ein langjähriger Mitarbeiter des Regionalsenders RTL Nord hat in mehreren Fällen TV-Beiträge für RTL manipuliert. Nach entsprechenden Hinweisen einer Kollegin in einem konkreten Fall und einer umgehenden und gründlichen Prüfung des Verdachts konnten dem 39-Jährigen in diesem und in mindestens sechs weiteren Fällen bewusst verfälschende Eingriffe in seinen Beiträgen nachgewiesen werden. Das teilte der Kölner Privatsender am Freitag mit.

In persönlichen Gesprächen, sowohl mit RTL-Chefredakteur Michael Wulf als auch mit RTL Nord-Geschäftsführer Michael Pohl, hätte der Reporter, der in den vergangenen Jahren überwiegend für das Mittagsjournal "Punkt 12" im Einsatz war, versucht, die belegbaren Vorwürfe zu relativieren. Da die Beweislage in den geprüften Fällen jedoch eindeutig war, wurde die sofortige Trennung von dem Mitarbeiter ausgesprochen, so RTL weiter.

RTL Nord und RTL prüfen nun alle Beiträge des Reporters aus den vergangenen zwölf Jahren. Die RTL-Chefredaktion wolle parallel klären, wie die Anwendung der geltenden, strengen Kontrollmechanismen bei der redaktionellen Abnahme von TV-Beiträgen noch weiter verbessert werden kann.

Einen ersten Hinweis auf Unregelmäßigkeiten habe die RTL Nord-Geschäftsführung am 15. Mai erhalten. Eine Mitarbeiterin habe angezeigt, dass ein Beitrag des Reporters über Codein-Missbrauch nicht mit den Fakten aus dem ebenfalls von ihm gedrehten Rohmaterial übereinstimme.

"Wir vertrauen in die journalistische Aufrichtigkeit unserer Reporter und unsere Kontrollmechanismen bei der Abnahme von Beiträgen sind streng. Sie haben sich in der Vergangenheit bewährt. Dieser Fall zeigt uns jedoch, dass sie nicht völlig fehlerresistent sind. Wir werden deshalb sehr konsequent daran gehen, den gesamten Prüfungsprozess rund um TV-Beiträge vor der Ausstrahlung noch weiter zu verbessern", sagt Michael Wulf, RTL-Chefredakteur und Geschäftsführer infoNetwork

„Die von uns geprüften Beiträge waren im Gesamtkontext zwar nicht erfunden, aber handwerklich und inhaltlich sehr geschickt dahingehend manipuliert, dass sie aufregender und größer wirken sollten, als es die Realität hergab. Damit hat der Reporter ganz bewusst rote Linien des Journalismus überschritten. In logischer Konsequenz haben wir mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit beendet.“, so Michael Pohl, Programmchef und Geschäftsführer RTL Nord.

Alle Beiträge des Reporters seien sowohl online als auch im internen Newsarchiv umgehend gesperrt worden.

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert von den Verantwortlichen des Privatsenders RTL die „schonungslose Aufklärung“ der Fälschungen durch einen ehemaligen Mitarbeiter des Senders. „Es ist nicht zu fassen, dass der Ex-Mitarbeiter offenbar völlig unbeeindruckt von der Affäre um den ehemaligen ,Spiegel‘-Reporter Claas Relotius seine Fernsehbeiträge so lange frisiert hat, bis sie reißerisch genug waren“, sagte DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall.

Es sei gut und richtig, dass RTL über die Manipulationen informiert. Die Fälle zeigten aber auch, dass die Abnahme der Beiträge durch die Redaktion offenbar nicht gründlich genug erfolgt seien. „Journalistinnen und Journalisten sind keine berufsmäßigen Fälscher. Aber gegen die wenigen schwarzen Schafe in unserer Branche müssen die Kontrollmechanismen verschärft werden.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass Fälscher den Ruf aller Journalisten in den Dreck ziehen.

Zuletzt hatte die Causa des fälschenden "Spiegel"-Reporters Relotius für eine Debatte über Wertigkeiten und Anspruch journalistischer Arbeit, insbesondere Reportagen, geführt. (Tsp)

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