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Susanne Marell ist CEO der Kommunikationsagentur Edelmann ergo

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Fake News und echte Fakten: Seriöser Journalismus gewinnt an Vertrauen

Das Edelmann Trust Barometer 2018 zeigt: Fake News verunsichern Menschen - sie suchen verstärkt nach Fakten und finden sie im seriösen Journalismus

Frau Marell, nach den Ergebnissen des Edelman Trust Barometers 2018 führen Fake News zu einer Verunsicherung von Menschen weltweit. Wie tief geht diese Verunsicherung, wie steht es um Deutschland?
Die Welt durchlebt eine Phase tiefer Verunsicherung: In 20 von 28 Ländern liegt das Vertrauen unter 50 Prozent. In Deutschland bleiben die Vertrauenswerte auf Vorjahresniveau. Aus der Vertrauenskrise, die sich bereits aus den Ergebnissen des vergangenen Jahres ablesen ließ, ist jetzt ein Ringen um die Wahrheit geworden, das eine noch tiefere Verunsicherung in der Bevölkerung nach sich zieht und die Welt polarisiert.

Wer wird für Fake News vor allem verantwortlich gemacht: traditionelle Medien, Suchmaschinen, Soziale Medien?
Die Ergebnisse zeigen, dass der Vertrauensverlust in Medien vor allem auf einen Rückgang des Vertrauens in Plattformen, also Suchmaschinen und Soziale Medien, zurückzuführen ist. Die Menschen wissen nicht mehr, was wahr und was falsch ist und erkennen nicht den Unterschied zwischen Falschinformationen und Qualitätsjournalismus. Im Newsfeed von Plattformen sehen fast alle Meldungen gleich aus. Das hat grundlegende Folgen für unseren gesellschaftlichen Diskurs und den Zusammenhalt. Traditionelle Medien müssen durch Qualität ihrer Quellen und Themen die Menschen bei ihrer Meinungsbildung wieder mehr unterstützen.

Verunsicherung mit Fakten begegnen

Wie steht es in Deutschland: Hat der Journalismus, wie ihn traditionelle Medien, also Zeitungen, Fernsehsender oder seriöse Online-Medien betreiben, an Glaubwürdigkeit gewonnen?
Ja, der Journalismus, wie ihn traditionelle Medien wie Zeitungen und TV-Sender sowie seriöse Online-Medien betreiben, gewinnt deutlich an Vertrauen. Damit einher geht auch ein klarer Anstieg des Vertrauens in Journalisten. Zusammengefasst könnte man sagen: In einer Welt der Verunsicherung sehnen sich die Menschen verstärkt nach Fakten und Einordnung. Von Experten, die ihre Profession gelernt haben.

Lässt sich aus den Zahlen für Deutschland ablesen, ja erklären, warum Journalisten bei Demonstrationen von Rechtspopulisten und Rechtsextremen stets als „Lügenpresse“ beschimpft werden?
Das lässt sich so konkret aus den Daten leider nicht ablesen – aber sie lassen natürlich Raum für Interpretationen. Die Presse in Deutschland könnte man eher auf der linksliberalen Seite einordnen. An vielen Stellen konnte man im vergangenen Jahr beobachten, dass sich ein Teil der Bevölkerung von der Berichterstattung nicht abgeholt fühlte. Mit nachvollziehbaren Ängsten und Sorgen, die sich auch in kritischen Fragen äußerten, wurde man schnell in die rechte Ecke gestellt. Das sorgte bei vielen Menschen für Unmut. Berichterstattung sollte nicht immer schwarz/weiß sein, sondern auch Grautöne zulassen. Was wir in Deutschland dringend brauchen, ist eine öffentliche Debatte um den demokratischen Auftrag des Journalismus. Das Beispiel USA zeigt, welche Risiken darin liegen, wenn Medien diesem gesellschaftlichen Auftrag nicht nachkommen können oder müssen.

Die Fragen stellte Joachim Huber.

Susanne Marell ist CEO der Kommunikationsagentur Edelmann ergo.

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