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Medien: „Fakt“ macht Kasse

Der „Bild“-Ableger ist in Polen auf dem Weg, größte Zeitung zu sein

Polen bleibt für den Verlag Axel Springer ein ertragreiches Pflaster. Nach der Lancierung von „Newsweek Polska“ 2001, das inzwischen zu den drei auflagenstärksten politischen Wochenmagazinen des Landes zählt, hat sich auch der im vergangenen Oktober auf den Markt gebrachte Boulevard-Titel „Fakt“ als Kassenschlager entpuppt. Mit einer verkauften Auflage von 374 242 Exemplaren hatte Fakt den Konkurrenten „Superexpress“ (275 000 Exemplare) bereits im November überrundet und sich hinter der „Gazeta Wyborcza“ (451 000) zur zweitgrößten Zeitung des Landes gemausert. Zumindest dienstags bis donnerstags war „Fakt“ schon im November die auflagenstärkste Zeitung des Landes. Wie es heißt, soll die Auflage im Dezember weiter gestiegen und „Fakt“ nun die größte Zeitung Polens sein. Die Erwartungen des deutschen Mutterhauses sind damit übertroffen: Beim Start von „Fakt“ hatte Springer gesagt, langfristig auf eine Verkaufsauflage von 300 000 Exemplare zu hoffen. Im Gegensatz zur deutschen „Bild“ von Chefredakteur Kai Diekmann, der zurzeit oft und regelmäßig in Warschau weilt, setzt „Fakt“ auf eine etwas „weichere“ Berichterstattung; ersten Leser- Umfragen zufolge wird das Blatt von mehr Frauen als Männern gelesen. Vorwürfe konkurrierender Verlage, dass die mediale „Kolonisierung“ Polens durch deutsche Großkonzerne mit „Fakt“ noch verstärkt werde, hatte das Blatt im Vorfeld des missglückten EU-Verfassungsgipfels mit deutlich anti-deutschen Tönen gekontert. „Was zählt, ist die Auflage – und die Kasse“, erklärt ein Redaktionsmitglied die Verlagspolitik. Vor allem dank des Kampfpreises von einem Zloty (22 Cent) ist es Springer Polska gelungen, den „Bild“-Ableger erfolgreich an Polens Kiosken zu etablieren. Den Großteil der Leserschaft hat „Fakt“ offenbar nicht der Konkurrenz abspenstig gemacht, sondern aus dem Reservoir bisheriger Nichtzeitungsleser für sich gewonnen. In der Branche wird damit gerechnet, dass der Preis von „Fakt“ bald steigen dürfte. Zumal die Angleichung der polnischen Mehrwertsteuer für Druckerei-Erzeugnisse an das EU-Niveau bevorsteht.

Thomas Roser[Warschau]

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