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Fehde von rechts: "Unter Linken": Jan Fleischhauer rechnet jetzt auch im Fernsehen ab

"Spiegel"-Redakteur Jan Fleischhauer macht sich über Linke lustig und fühlt sich wie der "rechte" Michael Moore.

Von Matthias Meisner

Es ist unmöglich, den „Spiegel“-Redakteur Jan Fleischhauer und seinen Film „Unter Linken“ mieszumachen. Wie schon beim Buch gilt auch hier wieder: Mutmaßlich sind alle Kritiker doch selbst links. Und das ist wahrlich keine schöne Rolle. Linke – es geht dabei keineswegs nur um die sogenannte Partei – sind wechselweise einfältig, radikal, spießig, verschroben und humorlos, womöglich alles auf einmal.

Fleischhauer, Jahrgang 1962, hatte eine schwere Kindheit. Er wuchs in einem Hamburger Villenviertel auf. Seine Mutter wird ins Bild gerückt. Sie trat 1969, aus Hochachtung für Willy Brandt, in die SPD ein, die Partei habe in der Familie als „politische Heilsarmee“ gegolten. Und der junge Jan musste leiden: keine Zitrusfrüchte, keine Comics, keine Cola.

Nun fühlt sich Fleischhauer wie der „rechte“ Michael Moore. Er duzt sich vor zu Demonstranten, Schwulen und Nachwuchspolitikern, bis die dummes Zeug reden. Er verfolgt das grüne Idol Hans-Christian Ströbele beim Kampf gegen eine McDonald’s-Filiale in Kreuzberg, holt ihm an der Imbissbude eine Portion „deutsche“ Pommes. Sind die nicht erst recht fettig? So lange nervt er Verdi-Chef Frank Bsirske, bis der wütend wird. Die Pointe: „Gelassenheit ist wirklich keine Tugend der Linken.“ Altkabarettist Dieter Hildebrandt behauptet, intelligente Menschen seien links. Und doch ist Claus Peymann schön blöd. Der gibt an, als Theaterdirektor in Berlin „mindestens so wichtig wie ein Bundespräsident“ zu sein, schwärmt vom eigenen „Hochmut“. Die von ihm für diese Auskunft geforderten 500 Euro Honorar lässt er sich vor laufender Kamera auszahlen.

„Ich habe die Linke immer bewundert“, versichert Fleischhauer im Film. Er begründet das mit 35-Stunden-Woche, Biojoghurt und Patchwork-Familie. Aber er will sich nur lustig machen. Fleischhauer lügt, das wird ein Linker doch wohl sagen dürfen. Matthias Meisner

„Spiegel TV Magazin: Unter Linken“, RTL, 23 Uhr 25

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