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Zapp! Mit der schnellen Senderwahl ist es bei 500 Sendern so eine Sache.

© dpa

Fernsehen schwierig gemacht: Lust pur

DVB-T2, Antennenfernsehen, Hunderte von Sendern: Warum Fernsehen längst nicht mehr wie Autofahren ist. Was man nutzen kann, ohne zu wissen, wie es funktioniert.

Neulich in einer kleinen Pension auf dem Land: Ich könne abends gern den großen Fernseher im Frühstücksraum nutzen, sagte die Wirtin und verschwand. Ich hatte den Riesenbildschirm gesehen und freute mich, denn so etwas habe ich zu Hause nicht. Als sich der Abend näherte, ging ich also zum Fernseher – und? Und sah an seinem Fuß drei Fernbedienungen liegen. Drei?

Ich wog sie in der Hand, tippte versuchsweise abwechselnd auf ihnen herum, bekam auch ein Bild, aber keinen Ton. Eine Weile schaute ich in das stumme Bild, es lief ein Film, in dem diverse Autos zu Schrott gefahren wurden, Dialoge waren zum Verständnis des Plots nicht nötig, aber trotzdem fehlte mir etwas. Ich schaltete aus.

Fernsehen ist kompliziert geworden in den vergangenen Jahrzehnten. Nachdem mit der Einführung der Fernbedienung enorme Bequemlichkeitszuwächse zu verzeichnen waren, kehrt sich der Trend wieder um. Schluss ist mit Einschalten, aufs Sofa werfen und loszappen. Jedenfalls bei mir. Ich habe mir nach der großen DVB-T-Abschaltaktion kein DVB-T2- Freenet-Modul mit Abo für 69 Euro gekauft, sondern das eingestaubte Antennenkabel hervorgekramt und eingestöpselt. Kabel gibt’s vom Haus aus, das ist in der Miete enthalten.

Nun habe ich gefühlt 500 Sender, und ich sollte mir meine liebsten zehn auf die ersten Plätze umprogrammieren, aber leider weiß ich nicht, wie das geht. Natürlich könnte man jetzt sagen: Dann find’s halt raus! Aber so ganz sehe ich das nicht ein. Fernsehen war bisher etwas wie ein Auto. Man nutzte es und freute sich dran, ohne zu wissen, wie es funktioniert. Ich würde es begrüßen, wenn das so bleiben könnte.

Um einen Überblick über das Antennenprogramm zu bekommen, habe ich die 500 Sender einmal durchgezappt und auf einem Zettel notiert, wo ich was finde. Pro7 ist auf Platz 123. Es gibt Pro7 auch weiter vorn, auf Platz sieben, aber da nur als HD, verschlüsselt. Wie auch Lust Pur, das sich auf Sendeplatz acht befindet. Ich finde es irritierend, das sich ein Kanal namens Lust Pur so weit vorn findet. Besonders die Vorstellungen, Besucher würden durch meine Programme zappen und auf Platz acht Lust Pur finden, missfällt mir.

Wenn ich also etwas auf Pro7 sehen will, muss ich auf der Fernbedienung die Ziffern 1,2, und 3 eingeben. Weil das Gerät verzögert reagiert, und ich doppelt drücke, lande ich woanders, tippe wieder neu, wieder falsch undsoweiter. Und dann hat man endlich den richtigen Sender, und dann ist da Reklame, aber mit der Plus- oder Minustaste wegzappen, bringt jetzt nichts mehr, weil da: verschlüsselte Programme, schwarzer Bildschirm. Das alles ist natürlich, verglichen mit vielem, überhaupt nicht schlimm, aber es nervt unglaublich. Und dann zahlt man dafür auch noch Zwangsgebühren! Wenn das so weitergeht, fange ich wieder das Lesen an.

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