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Foto: ZDF

© Mark Monheim

Film mit Gefühl: „Wie Matrosen“ oder eine Liebe in Berlin

Kennt man den Film, klingt der Titel gewollt rätselhaft. „Wie Matrosen“, sagt Eve, als sie sich mit Mark in einen Fotofix quetscht, und dann salutiert sie soldatisch.

Kennt man den Film, klingt der Titel gewollt rätselhaft. „Wie Matrosen“, sagt Eve, als sie sich mit Mark in einen Fotofix quetscht, und dann salutiert sie soldatisch. Genau genommen hätte der Film also „Wie Soldaten“ heißen müssen, aber das hätte vermutlich die falschen Erwartungen geweckt; was „Wie Matrosen“ allerdings auch tut. Eve (Alice Dwyer) ist Kanadierin mit deutschem Vater und hat ein Stipendium, mit dessen Hilfe sie in Berlin Kunst studiert. Sie mag es, „über Dinge zu sprechen, für die es keine Sprache gibt“. Vermutlich ist es nicht aus der Luft gegriffen, wenn man Jesper Petzke (Buch und Regie) unterstellt, er finde Erfüllung darin, Filme über Dinge zu machen, für die es keine Bilder gibt. Aber es gibt ja Wörter, und daher wird in „Wie Matrosen“ so viel geredet wie in doppelt so langen Filmen.

Im Grunde hätte es ein noch kürzeres Format auch getan, denn die Handlung lässt sich auf „boy meets girl“ reduzieren. Mark (André Szymanski) ist ein gealterter DJ, den sein Terminplan für eine Stippvisite nach Berlin gebracht hat. Dort trifft er Eve, die beiden verbringen eine platonische Nacht miteinander, sie bringt ihn zum Zug, er lässt dem distanzierten Abschied einen zweiten, etwas innigeren folgen. Ende.

In seiner Gebrauchsanweisung versichert Petzke, sein Werk sei „ein Film über den Raum zwischen zwei einander nahen Punkten“, ein komisches Drama über Verlorenheit und Sehnsucht und all ihre Zwischentöne. Von Komik oder Dramatik kann keine Rede sein. Und ob sich die Zuschauer, wie Petzke hofft, „in der krachenden Banalität“ der Figuren wiedererkennen, ist eine Frage des individuellen Temperaments. Zeitverschwendung ist der Film nur deshalb nicht, weil es stets ein Gewinn ist, Alice Dwyer bei der Arbeit zuzuschauen; selbst wenn sie hier ein künstliches Amerikanisch sprechen muss. Szymanski hat nicht mehr tun, als übermüdet aus der Wäsche zu schauen. Das steht ihm gut. Unterstützt wird er dabei von Wotan Wilke Möhring, der so etwas wie Marks Freund und Manager spielt, dabei aber kaum gefordert wird. tpg

„Wie Matrosen“, ZDF, 0 Uhr 25

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