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Filme aus dem Iran: Aufstand im Beauty-Salon

Mit einer sechsteiligen Filmreihe beweist 3sat, wie lebendig das junge iranische Kino ist.

Es ist der Tag der iranischen Präsidentschaftswahlen im Juni 2009. Die Menschen in der Provinzhauptstadt Isfahan nutzen den arbeitsfreien Tag, um in den nahe gelegenen Bergen spazieren zu gehen. Auf dem Weg dorthin erwartet sie die Filmemacherin Sanaz Azari mit Fotoapparat und Filmkamera. „Wenn es der wird, den wir gewählt haben, umso besser. Wenn nicht, werden wir die nächsten vier Jahre überleben“, sagt ein Mann. Mittlerweile ist es stockfinster, sein Gesicht sieht man nur im Blitzlicht des Fotoapparats. Ein kurzes Aufflackern, ein bisschen Hoffnung – die Szene wirkt wie eine Metapher auf die Situation im Land, in dem es seit den Wahlen 2009 immer wieder zu Demonstrationen kommt.

Mit der 60-minütigen Doku „Salaam Isfahan“, in der Alltagsaugenblicke bei der Chorprobe oder im Beauty-Salon zu einem Stimmungsbild kurz vor Ausbruch der „Grünen Revolution“ vor zwei Jahren montiert werden, beginnt 3sat am Dienstag eine sechsteilige Filmreihe zum Thema „Das junge iranische Kino“. Das hat in den vergangenen Jahren für Furore gesorgt bei den europäischen Festivals und scheint trotz der Repressalien des Regimes von Präsident Ahmadinedschad höchst lebendig zu sein. Freilich zu einem hohen Preis: Jafar Panahi konnte seinen Platz in der Berlinale-Jury in diesem Jahr nicht einnehmen, weil er im Dezember 2010 zu sechs Jahren Gefängnis und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt wurde, wegen „Propaganda gegen das System“. In der 3sat-Reihe ist Panahis Film „Offside“ (17. Juni, 22 Uhr 25) zu sehen, der 2006 bei der Berlinale den Silbernen Bären gewann. Er erzählt von jungen Frauen, die sich, als Männer verkleidet, ein Fußballspiel ansehen wollen. Der Stadionbesuch ist Frauen im Iran verboten.

Ein weiterer Höhepunkt der Reihe ist der Animationsfilm „Persepolis“ (19. Juni, 23 Uhr 15), der 2007 den Großen Preis der Jury in Cannes gewann. Marjane Satrapi erzählt darin ihre eigene Geschichte, die einer Heranwachsenden in der Zeit der islamischen Revolution in den 1980er Jahren. Auch Asghar Farhadi ist vertreten, nicht mit seinem aktuellen, bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Film „Nader und Simin – Eine Trennung“, sondern mit einem früheren Werk: „Fireworks Wednesday“ (16. Juni, 22 Uhr 25) handelt von einer Putzfrau, die in das Eifersuchts- und Beziehungsdrama ihrer Arbeitgeber verwickelt wird. Weitere Beiträge sind „No One Knows About Persian Cats“ (15. Juni, 22 Uhr 25) und der Kurzfilm „Verborgene Stimmen“ (17. Juni, 23 Uhr 50). Bis auf „Offside“ und „Persepolis“ sind alle Filme Erstausstrahlungen im deutschen Fernsehen.Thomas Gehringer

„Salaam Isfahan“ , 3sat, 22 Uhr 55

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