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Kuckuck, ich bin die Neue. Barbara Hahlweg moderiert „mona lisa“. Foto: ZDF

© Jens Hartmann

Frau-TV war gestern: Menschen & mehr

„mona lisa“ verabschiedet sich als Frauenmagazin. Barbara Hahlweg übernimmt die Moderation.

Sozial denkend und mitfühlend, wie Frauen eben so sind, will sich das älteste Frauenmagazin des deutschen Fernsehens nach 23 Jahren nun auch den Männern öffnen. Schon in der letzten Ausgabe zeichnete sich eine gewisse Androgynisierung dieser so rechtschaffenen wie vorhersehbaren Sendung ab. Der Kunsthistoriker Silvano Vinceti lieferte schlüssige Beweise dafür, dass keine Frau, sondern Leonardo da Vincis junger Geliebter Salai für das millionenfach reproduzierte Porträt der Mona Lisa Modell gesessen hatte. Auch in dem Bildnis Johannes des Täufers erkennt man seine verschmitzten Züge wieder.

„ML mona lisa“ begibt sich also auf neue Wege – es wurde Zeit. Auf vierzig Prozent männliche Zuschauer verweist Barbara Hahlweg nicht ohne Stolz. Sie löst Susanne Kronzucker und Martina Ruperti ab und moderiert ab sofort kein reines Frauenmagazin mehr, sondern eines für „Frauen, Männer & mehr“, wie es kokett heißt. Hat das ZDF in postfeministischen Zeiten ein frauenpolitisches Aushängeschild überhaupt noch nötig? „Nein, denn da hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ja verdammt viel getan“, sagt Barbara Hahlweg. Aber ‚mona lisa' ist einfach eine Marke, und es wäre unendlich schade, sie aufzugeben. Und dieser neue Sendeplatz, dieser neue Untertitel und diese bewusste Öffnung den Männern gegenüber sind natürlich dem Zeitgeist geschuldet. All die Themen der letzten Jahre haben ja nicht nur Frauen bewegt.“

Aber „ML mona lisa“, in seinen Anfängen mit Maria von Welser noch 45 Minuten lang, wandert nicht nur vom Sonntag (Muttertag!) auf den Samstag, sondern verlässt auch das fensterlose Studio und begibt sich in die „Sky Lounge“ hoch über dem Münchner Ostbahnhof. Barbara Hahlweg freut sich auf die „besondere Lichtstimmung“. Für ihre neue Aufgabe, die sie zusätzlich zur Moderation der „heute“-Hauptausgabe um 19 Uhr übernimmt, müsse sie sich erst „eingrooven“. Die jüngste ihrer drei Töchter ist erst zwei Jahre alt: „Für mich ist es schon eine Herausforderung, und meine Familie schreit nicht unbedingt Hurra.“ In Sachen Emanzipation gibt sich die 42-Jährige pragmatisch: „Es ist, wie es ist. Man kann ja von der jungen Generation nicht erwarten, dass sie dankbar auf Alice Schwarzer blickt. Und ich finde es eigentlich auch ganz gesund, das mit einer Selbstverständlichkeit hinzunehmen und einfach weiterzugehen.“ 1993 stieg sie beim ZDF mit der Präsentation des Magazins „moment mal“ ein. Dass es Frauen im Journalismus heute noch schwerer haben, glaubt die langjährige Nachrichtensprecherin nicht – schwierig werde es erst, wenn sie Führungspositionen anstreben: „Es gibt großartige Journalistinnen, die auch in Krisengebiete reisen, was den Berichten eine ganz andere Farbe gibt. Da sehe ich keinen großen Unterschied mehr. Aber die hierarchischen Positionen sind nach wie vor von Männern besetzt.“

Von den gesellschaftskritischen Themen her liegt „ML mona lisa“ ähnlich wie die oft sehr viel spannendere ZDF-Dienstags-Reportage „37 Grad“. Das zweite Frauenmagazin der Öffentlich-Rechtlichen, „Frau TV“ vom WDR, existiert seit 1997. Es ist ganz auf die herzlich-spontane Moderatorin Lisa Ortgies zugeschnitten, die kürzlich mit Ex-Porno-Star Dolly Buster Schminktipps erörterte. Da gibt sich „mona lisa“ doch lieber seriös bis staatstragend. Ihren fünf bis sechs Beiträgen pro Sendung stülpt die Redaktion von Sibylle Bassler nun feste Rubriken über wie „Thema der Woche“ „Hinterm Rampenlicht". Aber auch ein aufmunterndes „Das ist gut“ fehlt nicht. Unter dieser evangelisch anmutenden Überschrift sollen „beeindruckende Menschen, traumhafte Landschaften – kleine Fluchten und große Sehnsüchte“ vorgestellt werden, heißt es. Hoffentlich wird das nicht so bieder, wie es klingt. Katrin Hillgruber

„ML – mona lisa“, ZDF, 18 Uhr

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