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Medien: Freds Offenbarung: Die stille Schönheit des "Inselduells"

Wie gut, dass es Sat 1 und Noch-Programm-Chef Fred Kogel gibt. Der hat nämlich die Nase voll von "fiktionaler Reizüberflutung", will etwas "möglichst Entspannendes", sucht das "Einfache".

Wie gut, dass es Sat 1 und Noch-Programm-Chef Fred Kogel gibt. Der hat nämlich die Nase voll von "fiktionaler Reizüberflutung", will etwas "möglichst Entspannendes", sucht das "Einfache".

Seine Offenbarung gibt es jeden Montag um 20 Uhr 15 und heißt "Inselduell". Dort, auf einem verlassenen Eiland im südchinesischen Meer, aalen sich 13 Auserwählte in der Sonne. Kokos-Palmen spenden Schatten, ein Bad in der türkis-blauen See verspricht milde Erfrischung. Ein Schuss Paradies, ein Schuss Sehnsucht. Besser als die alte Baccardi-Werbung, und vor allem länger. Eine Stunde Träumen, Ruhe und Urlaub auf Sat 1. Und wenn dann Tjalf und die blonde Grit über den weißen Sandstrand hoppeln, dann geht einem zur Prime-Time das Herz auf vor so viel Schönheit, und der gequälte TV-Konsument schreit erlöst "Danke Fred!".

Von dieser Höchstform ästhetischer Langeweile gab es bislang wenig im deutschen Fernsehen. Das Schöne und Einfache schieben die Programm-Macher meist achtlos in die Zeit kurz vor Sonnenaufgang ab. Unvergessen: das prasselnde Kamin-Feuer auf Super RTL. Kuschelige Geborgenheit, Zeit fürs Bärenfell. Oder die Space Night im Bayerischen Fernsehen: Bilder vom All und sonst gar nichts. Gott ist da zum Greifen nahe, leider ist man zu müde, um die Hand nach ihm auszustrecken. Die Zeit nach Kogel wird zur Hauptsende-Zeit auf Sat 1 wahrscheinlich wieder nur Hausmannskost bringen. Werktätigen wird dann wieder der göttliche Teil der Fernsehwelt vorenthalten.

Matthias Hochstätter

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