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Medien: Friedensengel Nena

Kanzler-Runde „Medien gegen Gewalt“ legt Richtlinien vor

„99 Kriegsminister, Streichholz und Benzinkanister. Hielten sich für schlaue Leute, witterten schon fette Beute. Mann, wer hatte das gedacht, dass es einmal soweit kommt. Wegen 99 Luftballons…“ Man kann nur vermuten, dass es der Welthit von den 99 Luftballons und der Angst vor Krieg und Gewalt war, der Nena zum prominenten Aushängeschild des runden Kanzler-Tisches „Medien gegen Gewalt“ gemacht hat. Fest steht jedenfalls: Der Popstar führt die Kampagne von Jugendministerin Renate Schmidt, der Zeitschrift „Hörzu“ und des Chip-Herstellers Intel an, mit der dem medialen Gewaltkonsum von Kindern nun höhere Medienkompetenz der Eltern entgegengesetzt werden soll, wie es die Ministerin am Montag nach dem Treffen im Kanzleramt forderte. Millionenfach verteilte Flyer, Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften und ein Medienpass für Deutschlands Schulen sollen von August an den Eltern sagen: „Schau hin!“ und setz dich damit auseinander, was dein Kind sieht.

Ausgangspunkt dieser Aktion waren allerdings nicht die „99 Luftballons“, sondern die „schrecklichen Ereignisse von Erfurt“ im Frühjahr 2002, erinnerte Bundeskanzler Gerhard Schröder am Montag. Bereits kurz nach dem Amoklauf des Erfurter Gymnasiasten hatte Schröder Vertreter der Film- und Videobranche, des Fernsehens, von Computerspiel-Firmen und Internet-Anbietern zusammengerufen, um der Darstellung von Gewalt in den elektronischen Medien Grenzen zu setzen. Zudem wurde das Jugendmedienschutzgesetz erweitert. Seit April dieses Jahres gelten beispielsweise für Videospiele verbindliche Altersregelungen. In weiteren Aktionen wird über sinnvolle Spiele aufgeklärt ( www.zavatar.de ), die Filmindustrie plant Kino-Spots mit bekannten Schauspielern und die öffentlich-rechtlichen Sender starten die Initiative „gime 5“ für „Freundschaft und Toleranz“.

Bei dem Treffen im Kanzleramt am Montag hat sich laut Schröder gezeigt, dass die Branche durchaus bereit sei, beim Thema „Medien gegen Gewalt“ kontinuierlich mitzuarbeiten. Heraus gekommen bei dieser Arbeit ist ein Leitlinienpapier mit insgesamt zehn Punkten. Darin erkennen die Unternehmen an, dass „Gewalt nicht um ihrer selbst willen und ohne dramaturgischen Kontext dargestellt und weder verherrlicht noch als Mittel der Konfliktlösung propagiert“ werden darf. Sie verpflichten sich dazu, „im Rahmen der auf Eigenverantwortlichkeit beruhenden Selbstkontrolle“ an der Reduzierung von Gewaltdarstellungen mitzuwirken. Zudem verständigten sich die Unternehmen darauf, über Hotlines und Internet-Angebote Beschwerden entgegen zu nehmen.

Als wichtigster Hebel wird jedoch die Medienkompetenz bei den Kindern und Jugendlichen selbst sowie bei den Eltern angesehen. Über Klassifizierungs- und Filtersysteme soll es Eltern erleichtert werden, dass unerwünschte Internet-Inhalte von Kindern und Jugendlichen fern gehalten werden.

Darüber hinaus sollen alle Beteiligten ihre internationalen Kontakte nutzen, um „weltweite Standards für die Darstellung und Reduzierung von Gewalt in den Medien zu entwickeln“. „Gewalt in den Medien muss ähnlich geächtet werden wie Kinderarbeit“, forderte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck in seiner Funktion als Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder.

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