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Die Gesellschafter der Funke-Gruppe verhandeln mit Christian Nienhaus über eine vorzeitige Vertragsauflösung.

© dpa, Montage: sag

Funke-Gruppe nach Nienhaus-Demission: Neuer Zeitungsvorstand gesucht

Zeitungsgeschäftsführer Christian Nienhaus verlässt überraschend die Funke Mediengruppe in Essen. Die Entscheidung über den Funke-Springer-Deal hat er mitgetragen, heißt es. Alle Verträge hat er dennoch nicht unterschrieben.

Die Funke-Mediengruppe in Essen muss sich einen neuen Zeitungsvorstand suchen. Der derzeitige, Christian Nienhaus, wird die ehemalige WAZ-Gruppe verlassen, heißt es in einer Erklärung des Gesellschafterkreises von Donnerstag. Die Gruppe, zu der neben Zeitungstiteln wie „WAZ“ und „Westfalenpost“ auch Zeitschriften wie „Gong“ oder „Frau im Spiegel“ gehören und die deutschlandweit 6000 Mitarbeiter beschäftigt, bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblatt“, in dem von der Demission des 53-Jährigen berichtet worden war. Christian Nienhaus sehe nach der Signierung der Verträge über den Kauf mehrerer Zeitungen und Zeitschriften des Springer-Verlages einen zentralen Teil seiner Aufgaben als erfüllt an, teilte die Mediengruppe mit. Er werde seinen in anderthalb Jahren auslaufenden Vertrag nicht verlängern.

Zurzeit würden Gespräche zwischen Gesellschaftern und Nienhaus geführt, ob und wann eine vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses sinnvoll und möglich sei. Zu einem möglichen Nachfolger machte die Gruppe keine Angaben. Vorerst wird das Unternehmen von den beiden übrigen Geschäftsführern Thomas Ziegler und Manfred Braun geleitet. Als Grund für das Ausscheiden war vom „Handelsblatt“ unter anderem ausgeführt worden, dass Nienhaus Teile des Vertrages zwischen Funke und Springer nicht mitgetragen habe. Auch soll er den Vertrag nicht unterschrieben haben. Für den Finanzierungsvertrag trifft dies tatsächlich zu, wie Funke-Sprecher Gunther Fessen dem Tagesspiegel sagte. Die Erstellung der Verträge im Dezember habe sich verzögert, zum Zeitpunkt der Unterzeichnung durch Ziegler und Braun sei Nienhaus bereits auf dem Weg zu „einem lange geplanten Urlaub in Asien“ gewesen. Den Business-Plan hat Nienhaus zudem Fessen zufolge einen Tag zuvor unterschrieben.

Funke kauft Springer für 920 Millionen Euro mehrere Zeitungen und Zeitschriften ab

Mitte vergangenen Jahres hatten beide Unternehmen vereinbart, dass die Funkegruppe unter ihrer neuen Mehrheitsgesellschafterin Petra Grotkamp von Springer die Regionalzeitungen „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ sowie mehrere Programmzeitschriften – darunter auch die „Hörzu“ – übernehmen werde. Zusätzlich wollen die Unternehmen Joint Ventures für Vertrieb und Akquisition gründen. Der Kaufpreis soll 920 Millionen Euro betragen. Die Umsetzung des Deals ist allerdings kein Selbstläufer. Das Kartellamt hat bislang nur die Übernahmen der Regionalzeitungen genehmigt. Schnelle Synergieeffekte sind nicht zu erwarten. So wird die Berliner Abo-Zeitung die „Welt“ weiterhin mit lokalen Inhalten beliefern und bleibt über Zulieferungen für den Mantel auch weiterhin mit der Springer-Zeitung verbunden, wie der Dortmunder Zeitungsforscher Horst Röper anmerkte.

Bislang hat das Kartellamt nur den Kauf der Regionalzeitungen genehmigt

Die kartellrechtlichen Entscheidungen über die beiden anderen Teile des Springer-Funke-Deals stehen noch aus. Möglicherweise müssen Fernsehzeitschriften verkauft werden. Bei den Joint Ventures für Vertrieb und Akquise könnten die Kartellwächter zudem monieren, dass Funke wegen einer bereits bestehenden Kooperation mit dem Burda-Verlag eine zu große Marktmacht erhielte. Nienhaus’ Ausscheiden ändert nichts daran, dass die Funke Mediengruppe das kartellrechtliche Risiko trägt. Der Stern des Zeitungsmanagers hatte bereits zuvor an Leuchtkraft verloren. Von Zickzackkurs war die Rede. Zwar hatte Nienhaus immer wieder die Bedeutung des Zeitungssektors für die Mediengruppe unterstrichen, zugleich aber massiv Stellen gestrichen und Redaktionen geschlossen. Einige Entscheidungen galten als schwer nachvollziehbar. Warum wurde kurz vor der Komplettschließung der Redaktion der „Westfälischen Rundschau“ noch eine teure Leserbefragung über die zukünftige Ausrichtung des Blattes in Auftrag gegeben? Mit Nienhaus’ Ausscheiden stellen sich dem Konzern jedoch andere Fragen. Kurt Sagatz

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