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Fußball-EM im TV: Die Nazi-Posen zu ignorieren, wäre das Schlechteste

Bei den Krawallen der anderen waren ARD und ZDF bisher ganz gut. Nur im Umgang mit den Vergehen aus dem eigenen Lager während der EM hapert es. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Tretbar

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Hoffentlich ist der Text einfach hinfällig und kann ignoriert werden, weil es keine Krawalle, keine dämlichen Nazi-Symbole und keine Hitlergrüße mehr rund um die EM gibt. Allein es fehlt ein wenig der Glaube. Am Donnerstag spielt Deutschland gegen Polen, in jeder Hinsicht ein Risikospiel – vor allem für die öffentlich-rechtlichen Sender. Denn sie stehen vor einer Frage, die zwar für alle Medien schwierig ist, aber für ARD und ZDF besonders heikel: Wie viel Krawall zeigt man und wie geht man mit den vereinzelten Nazi-Posen um?

Eine eindeutige Antwort gibt es auf diese Frage sicher nicht. Sie kann kontrovers diskutiert werden wie beispielsweise hier auf der Facebook-Seite von Markus Hesselmann, Chefredakteur von Tagesspiegel.de. Die überwiegende Meinung: ignorieren ist die schlechteste Variante. Entscheidend ist die Frage, wie berichtet wird. Vor allem der Umgang mit Bildern ist da im Zusammenhang mit Gewalt entscheidend. Es gibt zwar auch Befürworter eines kompletten Berichterstattungs-Verzichts, um Nazis und Gewalttätern nicht zu viel Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Allerdings gilt für viele doch der Grundsatz "Berichten, was ist".

Und wie haben sich ARD und ZDF da bisher verhalten? Man könnte sagen: Beim Fehlverhalten der anderen waren die Öffentlich-Rechtlichen ganz gut. Beim eigenen weniger. Sie haben die Szenen aus Marseille gezeigt und bei der Uefa sogar beklagt, dass keine Bilder von den Ausschreitungen im Stadion gezeigt wurden. Die deutschen Ausschreitungen in Lille und vor allem die Fotos von den Hitlergrüßen und Reichskriegsflaggen wurden nur sehr verschämt am Rande gezeigt. Ein großes Thema waren vor allem die Nazi-Posen nicht. Und eigene Rechercheansätze dazu konnte man ebenfalls nicht erkennen.

Das ist ärgerlich, weil sich ein böser Gedanke einschleicht. Ist das Projekt EM einfach zu teuer, um es sich vermiesen zu lassen? Steht die Inszenierung über der Aufklärung? Hoffentlich nicht. Im Kern der Berichterstattung steht natürlich der Sport, der Fußball. Das kann man verspielt, analytisch, abseitig, witzig angehen. Die gesellschaftlichen Begleitumstände, den Auftrag zur Recherche ersetzt das aber nicht. Insofern ist das Geschehen abseits des Platzes während dieser EM die eigentliche Bewährungsprobe für ARD und ZDF – es geht um die Glaubwürdigkeit.

Wie schädlich eine zu starke Konzentration auf die Inszenierung, den Eventcharakter einer Sportveranstaltung ist, hat der Radsport gezeigt. Die Tour de France wurde zur Farce für ARD und ZDF. Den Fehler sollten sie mit anderen Vorzeichen nicht wiederholen.

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