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Sportschau-Moderator Matthias Opdenhövel.

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Fußball im Fernsehen: Poker um die Bundesliga

Der Wettbewerb um die Übertragungsrechte geht in die heiße Phase. Die ARD, Telekom und Sky bieten mit.

So wie früher werden die begehrten Medienrechte an der Fußballbundesliga im April nicht mehr vergeben. „Nachbessern im Sinne von ,wir rufen noch mal an’, ist nicht vorgesehen, das ist 2012 nicht mehr adäquat“, stellte Christian Seifert am Donnerstag im Frankfurter Japancenter fest, wo der vorsitzende Geschäftsführer der Deutschen Fußballliga (DFL) die Rechtepakete und ihr kompliziertes Vergabeprozedere erläuterte. Die vermutlich 20 zugelassenen Bieter auf die jeweils 19 Pakete und sechs Rechtepaketbündel der Live- und Highlightberichterstattung müssen sich an den Rahmen und die Vorgaben halten, die im Dialog zwischen der DFL und dem Bundeskartellamt entwickelt worden sind.

Deshalb steht eine spannende Auktion beim Rechteerwerb an den Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17 bevor. Am Ende erwartet die Bundesliga eine signifikante Erhöhung ihrer Medienerlöse von durchschnittlich 412 Millionen Euro im Jahr um mindestens zehn Prozent. Seifert sagte dazu: „Wir haben intern einen Korridor, wo wir landen wollen. Es geht aber auch darum, die Anliegen der Fans zu berücksichtigen, denen bis auf eine Verlegung der Freitag-Zweitligaspiele von 18 Uhr auf 18 Uhr 30 keine neuen Anstoßzeiten zugemutet werden.“

Sky-Kommentator Marcel Reif.
Sky-Kommentator Marcel Reif.

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So wird für möglich gehalten, dass der Pay-TV-Sender Sky Deutschland mit der Deutschen Telekom, die bisher ihre IP-TV-Rechte über den Sender „Liga total!“ verbreitete, um das größte Filetstück kämpft: die Übertragung der Ersten und Zweiten Liga live und Spiel für Spiel (es sind in beiden Ligen jeweils 306 pro Saison) im Bezahlfernsehen. Allerdings meldete die Kommission für Zulassung und Aufsicht rechtliche Zweifel an, wenn das Unternehmen Telekom, das zu 30 Prozent in staatlichem Besitz ist, für das klassische Bezahlfernsehfußballprogramm mitbiete. Als staatsnaher Betrieb darf die Telekom im Grunde nicht als TV-Programmveranstalter auftreten.

Bei den Highlightberichten wird der Druck auf die ARD wachsen, die bisher mit der Samstags-„Sportschau“ 75 Minuten nach Abpfiff der fünf um 15 Uhr 30 beginnenden Nachmittagsspiele „auf Sendung“ gehen konnte. Statt Bundesligafußball im Ersten von 18 Uhr 30 an könnte der Ball künftig auch in einer Art „Internet-Sportschau“ ab 19 Uhr rollen.

Mitte April wird entschieden, wer aus dem verfahren als Gewinner hervorgeht

Liga Total ist stark daran interessiert die Online-Rechte zu erwerben.
Liga Total ist stark daran interessiert die Online-Rechte zu erwerben.

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Konzerne wie Yahoo, Google über die Tochterfirma Youtube oder der Axel Springer Verlag („Bild“, „Welt“) sollen daran interessiert sein, ihre Webplattform attraktiv auszubauen. „Die Zahl der Fans, die eine Internetsportschau schon heute nutzen würden, ist erheblich“, sagte DFL-Geschäftsführer Seifert. Für das Jahr 2016 gehe man davon aus, dass 50 Prozent der Fernsehgeräte in den deutschen Haushalten über Internetanschluss verfügen werden. Seifert wies aber auch darauf hin, dass die ARD-„Sportschau“ ein „hervorragendes Produkt“ sei, in dem er gern die Ligaspiele verfolge. „Die Voraussetzungen für einen fairen Bieterwettbewerb wurden in enger Abstimmung mit dem Bundeskartellamt geschaffen. Das Ausschreibungsverfahren für die kommende Rechteperiode wird nach klaren Spielregeln ablaufen.“ So können die Bieter bei den Liverechten neben einzelnen Paketen auch ganze Rechtepaketbündel erwerben.

Das teuerste aller Angebote ist das sogenannte „Gold-Broadcast“-Paket mit sechs Spielen je Spieltag und allen Livekonferenzen. Es umfasst rund 200 Spiele. Wer will, also Sky vermutlich, kann seinen Hut hier auch beim Silber- und Bronzepaket in den Ring werfen, um wie gehabt über „alle Spiele, alle Tore“ berichten zu können. Auch andere Liverechte wie die an der Zweiten Liga oder an sieben Livespielen im frei empfangbaren Fernsehen (die Eröffnungsspiele zu Saisonbeginn und nach der Winterpause, der Supercup zwischen Meister und Pokalgewinner sowie die Relegationsduelle) dürften reizvoll sein. Hier hat unter anderem das ZDF Interesse signalisiert.

Wer bekommt nun am Ende den Zuschlag? Diese spannende Frage wird über zwei Auktionswege beantwortet. Der Modus klingt kompliziert, und er ist es auch. Im ersten Schritt legt die DFL für sämtliche Rechtepakete und Rechtepaketbündel sogenannte Vorbehaltspreise fest, die nur DFL-Geschäftsführer Seifert, seine engsten Vertrauten und das Kartellamt kennen.

Falls in dieser Bieterrunde nur ein Angebot abgegeben wird, das diesen Vorbehaltspreis erreicht oder übersteigt, bekommt dieser Bieter den Zuschlag. Reichen mehrere oder keine der Offerten an diesen Vorbehaltspreis heran, beginnt eine zweite Runde, für die die DFL einen sogenannten Reservationspreis definiert.

Auch hier kann das Unternehmen mit dem höchsten Gebot auf Anhieb gewinnen. Sollte ein Mitbewerber um 20 Prozent oder weniger unter diesem Gebot bleiben, ist auch er noch mit im Rennen. Dann entscheidet der Ligavorstand nach festgesetzten Kriterien – wie technische Reichweite des Medienangebots, Sendekonzept oder redaktionelles Know-how.

Mitte April wissen die Bieter, die Vereine und die Fans, wer aus dem kniffligen Verfahren als Gewinner hervorgeht und die Bundesliga in Zukunft ins Bild – und ins Netz – setzen darf. Der Wettbewerb ist eröffnet.

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