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Rudi Brückner (l.) spricht in „Ultra“ jetzt immer donnerstags mit zwei Studiogästen über Fußball.

© TsP

Fußball-Talk: Vom Furor geküsst

„Doppelpass“-Erfinder Rudi Brückner moderiert jetzt den Fußball-Talk „Ultra“. Er gefällt sich als angry old man, geißelt Kommerz und Kapitalismus. Nicht immer macht das Sinn.

Rudi Brückner hat einen Traum: Er würde gerne Oliver Bierhoff als Gast in seine neue Sendung einladen, um ihn zu fragen, was er in den vergangenen Jahren eigentlich beruflich gemacht habe. Unerschrocken und kritisch, so sieht sich Brückner am liebsten. Dabei sind Bierhoff solche Fragen in seiner Anfangszeit als Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft dauernd gestellt worden: Was machen Sie den lieben langen Tag? Dass Brückner das, was Bierhoff tut, nicht für Arbeit hält, sagt im Grunde mehr über Rudi Brückner als über Oliver Bierhoff.

Für Brückner ist Udo Lattek immer noch so etwas wie die personifizierte Leitkultur im Fußball. Zu dessen Zeit als Trainer gab es Gedöns wie Marketing und Mentaltrainer noch nicht, und wenn man Brückner zuhört, merkt man, dass er das auch nicht braucht. Er ist jetzt 59, hat schon über Fußball berichtet, als Berti Vogts noch Bundestrainer war, und später im DSF den „Doppelpass“ moderiert, den ersten Fußball-Talk im deutschen TV.

Als ihm damals die Idee für dieses Format präsentiert wurde, hat Brückner seinem Redakteur gesagt, er glaube doch nicht ernsthaft, dass er sich am Sonntagmorgen mit alten Männern in ein Hotel setze und über Fußball rede. Der Redakteur von einst, Kai Blasberg, ist jetzt Geschäftsführer bei Tele5 und hat Brückner exakt 20 Jahre später für eine ähnliche Idee gewonnen. Das Gequatsche über Fußball lässt ihn einfach nicht los. „Ultra – Aus Liebe zum Fußball“ heißt die Live-Sendung, die Brückner ab heute jeden Donnerstag um 21 Uhr 15 bei Tele 5 moderieren wird.

Welche Rolle spielt der Trainer noch?

Zwei Gäste, ein Thema, zwei möglichst unvereinbare Standpunkte, ein bisschen Social Media, dazu Einspieler von der Graswurzelbasis – und mittendrin Brückner, „ein ausgewiesener Journalist, der böse ist“, wie Blasberg sagt. „Ultra“ nimmt für sich in Anspruch, die Themen aus dem Schattenreich des Fußballs aufzugreifen, Fan- und Amateurabzocke, Suchtgefahr unter Profis, Nazis in den Kurven, die zunehmende Eventkultur. Heute geht es um den „Zirkus Bundesliga: Welche Rolle spielt der Trainer noch?“. Gäste sind Felix Magath, Vertreter der alten Schule, und Dirk Schuster, Trainer von Darmstadt 98, der wohl für die Moderne sprechen soll. „Möglichst polarisierend“ soll das werden, hofft Brückner, und wenn aus Polarisierung Krawall entsteht – umso besser. Ausgewogenheit soll das Letzte sein, was man der Sendung vorhalten kann. „Wir wollen auch ein bisschen die Leute ärgern“, sagt Brückner.

Bei der Vorstellung des Konzepts in der Berliner Fußball-Bar FC Magnet Mitte gibt sich der Moderator vom Furor geküsst. Er gefällt sich als angry old man, geißelt Kommerz und Kapitalismus, hat aber kein Problem, sich als Freund des Red-Bull-Klubs Rasenballsport Leipzig zu outen, der schlimmsten Ausgeburt des Kommerzialismus überhaupt. Brückner wettert gegen die Abhängigkeiten der etablierten Fußball-Sender, die einer kritischen Beschäftigung mit dem Thema entgegenstünden – und erwähnt, dass er für den Red-Bull-Sender Servus TV eine Talkshow moderiert hat und bei Problemen auch mal eben Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ans Handy bekommt. Da freuen wir uns schon auf Brückners unabhängige Gesprächsleitung bei der Sendung zum Thema „Retortenklubs – Fluch oder Segen für den Fußball?“.

„Ultra – Aus Liebe zum Fußball“, Donnerstag, Tele 5, 21 Uhr 15

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