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GEBURTSTAG: „Mister Zeit“

Zum 80. Geburtstag von Theo Sommer

Andere umflort in diesem Alter die Abendsonne ihres Lebens. Nicht so Theo Sommer: noch immer hält er die Stellung und seinen Platz im Impressum der „Zeit“ – als Editor-at-Large, den es sonst nirgendwo in der deutschen Presselandschaft gibt. Und ziemlich einzigartig ist Theo Sommer auch sonst im eher nervösen journalistischen Milieu. Er ist wahrhaftig ein „weitschweifender Autor“ – wie Amerikaner den exklusiven Titel übersetzen –, kein Land der Welt, das er nicht bereist hätte. Aber was die Zugehörigkeit zu seiner Zeitung angeht, so ist er von geradezu altmodischer Treue. Bereits 1958 kam er, gerade promoviert, zu dem Hamburger Wochenblatt, und ließ sich nur einmal, 1969/70, für ein paar Monate weglocken, um dem damaligen Verteidigungsminister Helmut Schmidt den Planungsstab aufzubauen.

Mit der „Zeit“ ist er zu der journalistischen Instanz geworden, die er seit Menschengedenken ist – und das Blatt nicht zuletzt mit ihm zum Flaggschiff in der deutschen Zeitungsflotte. Sommer war – und ist – der Mann der großen Außenpolitik, in der er sicher die großen Linien der Weltpolitik auszog. Doch spürte er auch gern den Gezeiten der Nachkriegsgeschichte nach, freilich nicht in kulturkritischer Intellektuellenmanier, sondern neugierig darauf, wohin der Wind des Zeitgeistes die Republik trieb. Sommer selbst stand für Liberalität und Aufgeschlossenheit, doch in kluger Entfernung zu den libertinistischen Versuchungen, die immer einmal wieder an ihrem Horizont aufzogen. Davor bewahrte ihn wohl seine imponierende Souveränität. Er bewies sie als wirkungsstarker Autor ebenso wie als dominierende und inspirierende Zentralgestalt einer Redaktion, die sich über lange Phasen der Bundesrepublik – so Sommer, nur halb spöttisch – ein „bisschen als Schattenkabinett“ verstand.

Seitdem er vor dreizehn Jahren die Chefredaktion und vor zehn Jahren die Herausgeberschaft der „Zeit“ niederlegte, ist das Hamburger Blatt weitergezogen, neuen Etappen des Zeitungswesens entgegen. Aber „Mister Zeit“ ist Theo Sommer gleichwohl geblieben. Man kann es auch an der Verve spüren, mit der er sich vor das Erbe ihrer Gründer- und Aufbaugeneration stellt, wenn er es missdeutet sieht. Aber vor allem steht dafür der Umstand, dass die große Zeit der „Zeit“ in ihm und seiner alterslosen Präsenz weiterlebt. An diesem Donnerstag wird er achtzig Jahre alt. Rdh.

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