zum Hauptinhalt

Medien: George and Adolf

Malte Lehming über das elfte Gebot: Du sollst nicht vergleichen Ende September in Dallas, Texas, während der Halbzeitpause eines Footballspiels. Der Tag ist insofern von Interesse, als Jom Kippur war, der höchste jüdische Feiertag.

Malte Lehming über das

elfte Gebot: Du sollst nicht vergleichen

Ende September in Dallas, Texas, während der Halbzeitpause eines Footballspiels. Der Tag ist insofern von Interesse, als Jom Kippur war, der höchste jüdische Feiertag. In der Halbzeit also trat die „Paris High School Band“ auf. Ihre Show hieß „Visions of World War II“. Einer der Höhepunkte: Ein Schüler lief mit einer riesigen Hakenkreuzfahne übers Feld, zur Melodie von Franz Joseph Haydns Deutschlandlied. Das Zeigen von Hakenkreuzen ist in den USA erlaubt. Trotzdem kam es zu Tumulten. Der Direktor der Truppe entschuldigte sich später. Er habe die Empfindlichkeiten unterschätzt.

In Deutschland sind solche Ausrutscher selten geworden. Auch Analogien zur Nazi-Zeit gelten als verpönt. Es herrscht das elfte Gebot: Du sollst nicht vergleichen! Als eine Justizministerin dagegen verstieß und Parallelen zog zwischen dem Dritten Reich und der Bush-Regierung, wurde sie gefeuert.

Ein ähnlicher Skandal kocht gerade in Amerika hoch. Das „Wall Street Journal“ veröffentlichte am Montag einen bitterbösen Meinungsbeitrag von Jack Rosen. Rosen ist Präsident des „American Jewish Congress“. Er greift die linke Internet-Initiative „MoveOn. org“ an. Die hatte im Herbst dazu aufgerufen, kurze Werbespots über den US-Präsidenten zu drehen, die dessen „wahres Gesicht“ zeigen sollen. Der siegreiche Anti-Bush-Clip soll um den 20. Januar herum, wenn Bush seine „Rede an die Nation“ hält, als Werbespot bundesweit ausgestrahlt werden. In der Jury sitzt unter anderem Michael Moore.

Zwei der Amateurclips auf der Webseite von „MoveOn.org“, wettert Rosen, würden George W. Bush mit Adolf Hitler vergleichen. In einem würde sich ein Bild Hitlers in das von Bush verwandeln. Dazu heiße es, „was 1945 als Verbrechen galt“, heiße im Jahre 2003 schlicht „Außenpolitik“. Rosen schimpft. Die Erinnerung an den Holocaust werde trivialisiert, das Monumentalverbrechen politisch instrumentalisiert. Und die Republikanische Partei spricht von der „schlimmsten und abscheulichsten Form politischer Hassrede“. Demokraten wie Al Gore, die der Initiative „MoveOn.org“ nahe stehen, werden aufgefordert, sich klar zu distanzieren.

Du sollst nicht vergleichen! – Wenn es denn so einfach wäre! Doch selbst Rosen erliegt der Versuchung. Aus dem Holocaust lasse sich durchaus eine Lektion ziehen, schreibt er in seinem Empörungs-Editorial. In den 30er-Jahren hätten freie Nationen tatenlos zugesehen, wie die Nazis ihre Kriegsmaschinerie aufbauten. „Die Demokratien hofften naiv auf Frieden.“ So etwas dürfe sich heute, im Kampf gegen den Terrorismus, nicht wiederholen. Das wiederum habe Bush bewiesen, als er „und unsere Truppen im Irak ein Volk befreiten, das von einem anderen mörderischen Diktator unterdrückt worden war“.

Merke: Ausnahmen lässt das elfte Gebot nicht zu.

P.S.: Beide Clips sind gerade von der Webseite genommen worden.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false