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Gespanntes Verhältnis: „Für Sie ist Russland geschlossen“

Behörden verweisen britischen "Guardian"-Korrespondent Luke Harding des Landes.

Zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges und des Kommunismus hat Russland erneut einen westlichen Journalisten des Landes verwiesen. Als der Moskau-Korrespondent der britischen Zeitung „Guardian“, Luke Harding, am Wochenende an seinen Arbeitsplatz in der russischen Hauptstadt zurückkehren wollte, verweigerten russische Behörden ihm am Flughafen ohne Angabe von Gründen die Einreise. Dies berichtet die Zeitung am Dienstag in ihrer Internetausgabe. „Für Sie ist Russland geschlossen“, war der einzige Kommentar, den der ehemalige Berlin-Korrespondent des „Guardian“ von einer für den Geheimdienst tätigen Sicherheitskraft des Flughafens erfuhr. Vor seiner Rückreise nach Moskau hatte Harding in London zwei Monate lang die von Wikileaks veröffentlichten Botschaftskabel ausgewertet und dabei auch über die Meldungen berichtet, wonach sich „Russland unter der Führung von Wladimir Putin zu einem virtuellen Mafiastaat entwickelt hat“. Die letzte Ausweisung eines britischen Journalisten aus Russland fand 1989 statt, als ein „Sunday Times“-Korrespondent das Land verlassen musste. Zuvor hatte Premierministerin Margaret Thatcher elf russische Spione aufgefordert, Großbritannien zu verlassen.

Eine Anfrage des britischen Außenministers William Hague bei seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow zum Fall Harding blieb laut „Guardian“ ohne Ergebnis. Lawrow sagte zu, die Angelegenheit zu untersuchen. Für „Guardian“-Chefredakteur Alan Rusbridger ist der Rauswurf „eine äußerst beunruhigende Entwicklung mit schwerwiegenden Auswirkungen für die Pressefreiheit“. Die Zeitung verweist auf Morde an russischen Journalisten, die zu tief in die Themengebiete Korruption und Mafiaverknüpfungen eingetaucht seien. Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland sind seit dem Mord an dem Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko 2006 in London gespannt. sag

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