zum Hauptinhalt
Der Schauspieler Götz Schubert.

© dpa

Götz Schubert im Porträt: In der Königsklasse

Fernsehen ist schön, Theater íst schöner: Der Schauspieler Götz Schubert überzeugt nicht nur im ARD-Krimi „Wolfsland“.

Im April dieses Jahres stand Götz Schubert auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele. In dem Stück „Nein zum Geld“ spielte er einen Architekten, der im Lotto gewinnt, die Millionen aber gar nicht haben will. Es war die erste Inszenierung, bei der er nach der Premiere konsequent keine Kritiken las.

Die Angst vor dem Scheitern ist die größte in seinem Beruf und trotz einer langen Karriere immer noch da. Auf nachtkritik.de, der Webseite rund um das deutschsprachige Theater, schrieb ein Besucher über diesen Abend: „Götz Schubert ist ein Ereignis, glaubhaft, komisch, zerrissen, ein begnadeter Schauspieler, der mit einer Leichtigkeit zu berühren vermag.“

Fünf Monate später sitzt er in einer Bar in Tiergarten. Decke mit Stuck, Ledersofa, Whisky im Regal. Das schöne Westberlin im Altbaucharme von Bürgertum und Eleganz. Götz Schubert trägt Jeans und Pullover. Er gibt an diesem Tag Interviews zur ARD-Krimireihe „Wolfsland“ [Donnerstag, ARD, 20 Uhr 15“].

Darin spielt er den Kommissar Burkhard Schulz, den alle einfach nur „Butsch“ nennen. Ein Eigenbrötler, der oft brummig wirkt, aber immer eine Prise Humor an den Tag legt. „Ich mag an der Figur, dass sie sehr viele Facetten hat“, sagt Schubert über ihn. „Butsch ist nicht nur Ermittler, sondern auch Vater, Kollege, Mitmensch. So wie die ganze Reihe mehr Beziehungsdrama statt Krimi ist. Es geht um Partnerschaft, um Vertrauen, um Abhängigkeit, um Leben und Tod.“ „Wolfsland“ spielt in Görlitz. Flächengrößtes zusammenhängendes Denkmalgebiet Deutschlands. Beliebter Filmdrehstandort, auch für Hollywood. Ein Aushängeschild des Freistaates Sachsen – und etwa 100 Kilometer von Pirna entfernt.

Dort wurde Götz Schubert 1963 geboren, sein drei Jahre älterer Bruder ist der Schauspieler Veit Schubert. Schon ihr Vater liebte das Kino, besonders die Komödie, und so wurden die beiden Brüder mit Filmen des Franzosen Jacques Tati groß, aber auch mit den Ufa-Stars wie Emil Jannings und Henny Porten. „Diese Prägungen und Erfahrungen werde ich nicht los“, sagt Götz Schubert. „Die nehme ich mit und trage sie mit mir herum. Das ist nicht das Schlechteste.“

„Ein bisschen weniger Heimat!“

Seit mehr als 30 Jahren ist er Schauspieler. Maxim Gorki Theater, Deutsches Theater, Hamburger Schauspielhaus. „Wilsberg“, „Polizeiruf 110“, „KDD-Kriminaldauerdienst“. Er ist ein entspannter, aufgeschlossener Mensch. Seine markante, tiefe Stimme hallt manchmal durch den hohen Raum, als stehe er gerade auf der Bühne.

Er erzählt von Pirna, von seiner Verwandtschaft, die dort lebt und von seinem Umzug aus einem Haus in Stahnsdorf in eine Wohnung kurz vor Potsdam. Er erzählt von den „schönen Sachen“, die er spielen darf, und von seiner Arbeit als Dozent an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch.

Einst hatte er selbst dort studiert, nun unterrichtet er die nachfolgende Generation. „Da habe ich eine große Verantwortung“, findet er. „Ich weiß ja, wie viel Schaden es anrichten kann, wenn man ein aufblühendes Talent nicht erkennt oder nicht behutsam damit umgeht. Daher bin ich in der Probenarbeit sehr vorsichtig und überlege mir dreimal, was ich sage und tue.“

Sein Ideal sei es, die Studenten dazu zu bringen, so ins Spielen zu kommen, dass etwas Eigenes entsteht. Gefühle statt Theorie. Er rät ihnen, den Mut zu haben, auch Fehler zu machen. In einem seiner ersten Fernsehfilme sollte Götz Schubert einmal das Wort „Auto“ sagen. Aus seinem Mund, mit dem sächsischen Dialekt, klang das in der Mitte sehr weich und hinten sehr lang. „Audooooo“. Der Regisseur bat ihn: „Ein bisschen weniger Heimat!“

Bis heute ist er seinen Dialekt nie ganz losgeworden. Wenn er für „Wolfsland“ in Görlitz unterwegs ist, freut er sich, dass ihn die Leute mit „Hallo Butsch“ begrüßen und er mit dieser Figur so etwas wie eine „Marke“ geschaffen hat. Vor ein paar Jahren besuchte er gemeinsam mit seiner Frau das Metropolitan Museum in New York. Dort entdeckte er ein Bild des Malers Canaletto, das seine Geburtsstadt zeigte. „Verrückt“, dachte er, „jetzt stehe ich hier in New York und schaue auf Pirna“. Für einen Augenblick, so schien es, hatte die Kunst die Welt zusammengefügt.

Im Moment arbeitet er mehr vor der Kamera als auf der Bühne. Zusammen mit „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts drehte er für das ZDF-Herzkino „Das Haus am Meer" in Massachusetts, USA. Gerade werden in „Görliwood“ zwei neue Folgen von „Wolfsland“ produziert. Das Theater aber bleibt für Götz Schubert die Königsklasse und der Ursprung der Schauspielerei. Und so ist er seiner Maxime treu: Mindestens einmal im Jahr, sagt er, muss er einen Fuß auf einem Brett haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false