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Verunsicherung. Die Zeitungen in Griechenland schüren täglich neue Gerüchte.

© REUTERS

Griechenland-Krise: „Die Maschine des Schreckens“

„Nein zu Schäuble“: Wie sich die Griechenland-Krise in den Medien spiegelt. Vor allem Deutschland kriegt sein Fett weg.

Es sind keine guten Nachrichten, die Griechenlands Zeitungen in diesen Tagen ihren Lesern vermelden, sondern Hiobsbotschaften: „Vor der Pleite“, lautete die Schlagzeile der Zeitung „To Vima“. Am Dienstag erschien das Massenblatt „Ta Nea“ mit dem Titel „Zahlungsstopp“, tags darauf lautete die Zeile „Angst um die Einlagen“. Nachdem die Banken seit Montag für mindestens eine Woche geschlossen sind, alarmiert die Zeitung „Akropolis“ ihre Leser jetzt mit der Schlagzeile: „Auch die Supermärkte schließen“. Die konservativ-liberale „Kathimerini“, Griechenlands einzige verbliebene Qualitätszeitung, sieht „Anzeichen der Auflösung des Landes“. Das Boulevardblatt „Ethnos“ kam mit Schlagzeilen wie „Agonie um die Renten“ und „Stunde null“ an die Kioske.

Griechenland im Ausnahmezustand: Seit Montag können die Menschen höchstens 60 Euro pro Tag aus den Geldautomaten ziehen. Schon kursieren Gerüchte, wonach der Höchstbetrag weiter gestutzt werden soll. Nun machen täglich neue Gerüchte in den Medien die Runde. Als Nächstes drohe ein „Haircut“ bei den Bankeinlagen, der Staat werde einen Teil der Ersparnisse konfiszieren, um Renten und Gehälter im öffentlichen Dienst zu zahlen, meldete die Zeitung „Eleftheros Typos“. Das Massenblatt „Ta Nea“ warnte am Donnerstag, den Sparern drohe ein Verlust von 27 bis 55 Prozent ihrer Guthaben. Die Medien spiegeln die wachsende Verunsicherung, die Panik der Menschen. Welche Akzente sie setzen, hängt davon ab, wo die Zeitungen politisch angesiedelt sind, ob sie der Regierung von Ministerpräsident Tsipras nahestehen oder auf der Linie der Opposition liegen. So meldete die erzkonservative Zeitung „Estia“ einen „Infarkt der Wirtschaft“.

„Wir bleiben in Europa“

Die Finanzzeitung „Naftemporiki“ sieht „Griechenland in der Isolation“. Dagegen erschien die regierungsnahe „Efimerida ton Syntakton“ mit einem Tsipras-Zitat: „Ich lasse mich nicht unterkriegen!“ Regierungsnahe Medien nehmen die Bundesregierung aufs Korn: „Wenig Zuckerbrot, viel Peitsche“, titelte die „Efimerida ton Syntakton“ am Mittwoch über einem Foto von Angela Merkel und Sigmar Gabriel. Vor allem Deutschland sei für die „barbarischen“ Sparauflagen verantwortlich. Am Donnerstag erschien die Zeitung mit dem Titel „Die Maschine des Schreckens“. Daneben sind ineinandergreifende Zahnräder abgebildet, die Angela Merkel, Christine Lagarde, Mario Draghi und andere Hassfiguren darstellen sollen. Liebster Feind ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, den die Syriza-Parteizeitung „Avgi“ vor einiger Zeit in der Rolle eines KZ-Kommandanten karikierte. Am Donnerstag erschien das Parteiorgan mit der Schlagzeile: „Nein zu Schäuble“.

Die sozialen Netzwerke sind voll von den in Griechenland so beliebten Anspielungen auf die deutsche Nazi-Vergangenheit. So publizierte Dimitris Kammenos, Abgeordneter der an der Regierung beteiligten rechtspopulistischen Partei Unabhängige Griechen, bei Facebook eine Fotomontage. Sie zeigt das Tor zum KZ Auschwitz. Der Schriftzug „Arbeit macht frei“ ist durch die Worte „Wir bleiben in Europa“ ersetzt – jenes Motto, unter dem am Dienstagabend rund zehntausend Menschen in Athen für ein Ja bei der Volksabstimmung am Sonntag demonstrierten.

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