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Die Laudatorin Hazel Brugger (2.v.l) und das Team von Tincon stehen bei der Verleihung der Grimme Online Awards mit dem Preis in der Kategorie "Spezial" für die Konferenz für digitale Jugendkultur "Tincon" auf der Bühne.

© dpa

Grimme Online Awards 2019: Bei der Verleihung triumphieren Ein-Mann-Formate

Crowdfunding, Datenjournalismus und viele kleine Angebote haben dieses Jahr bei den Grimme Online Awards triumphiert. Dagegen hatten große Medienunternehmen das Nachsehen.

Der Grimme Online Award gilt als wichtigster deutscher Preis für Online-Publizistik. Aus 1200 Vorschlägen hatte die Nominierungskommission 28 Angebote ausgesucht, von denen am Mittwoch Abend in Köln acht prämiert wurden. Ausgezeichnet wurde unter anderem die Plattform "Wem gehört Hamburg?" über Besitzverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt der zweitgrößten deutschen Stadt (ein Vorläufer des Tagesspiegel-Rechercheprojekts „Wem gehört Berlin?“). In einem eigens eingerichteten Crowd-Newsroom wertete das Recherchekollektiv „Correctiv“ dafür Angaben von mehr als 1000 Mietern aus und recherchierte so die Eigentumsverhältnisse von 15 000 Wohnungen. Das Ziel: mehr Transparenz auf dem Mietmarkt. Denn nur wenn man wisse, wie der Wohnungsmarkt wirklich aussehe und wer dort investiere, könne man auch etwas gegen den Mietwahnsinn unternehmen. Die Jury bezeichnete das Angebot als „herausragend“.

Mit einer Crowdfundingaktion gegründet wurde 2014 auch das gleichfalls ausgezeichnete Portal „Krautreporter“. Nach mehreren Umstrukturierungen trägt nun eine Genossenschaft die Kernredaktion. Die Jury zeigte sich überzeugt „von der thematischen Breite und Tiefe“. In vorbildlicher Weise werde hier auf die Lebenswelt der Leser eingegangen, ohne ihnen nach dem Mund zu reden.

Ebenfalls durch Crowdfunding finanziert ist der Blog „Butterbrod und Spiele“, mit dem der Autor Moritz Gathmann und der Fotograf Christian Frey zur Fußball-WM 2018 aus ungewöhnlichen Perspektiven über Russland informierten. Auf ihrer Reportagereise trafen sie unter anderem einen sibirischen Comiczeichner und die Nachfahren schwäbischer Siedler. „Viele dieser Geschichten sind dadurch entstanden, dass man losfährt und einfach den Menschen zuhört“, sagte Gathmann. In den etablierten Medien sei dafür eher kein Platz, weil auch nicht in jeder Geschichte das Wort „Putin“ vorkomme.

Im übrigen wurden kleine Angebote ausgezeichnet, so der Podcast „Mensch Mutta“, der sich aus ganz subjektiver Sicht mit dem Leben einer Mutter in der DDR beschäftigt, und der medienkritische Youtube-Kanal „Ultralativ“, auf dem zwei Studenten über aktuelle Ereignisse und Entwicklungen aus dem Youtuber-Universum informieren. „Ultralativ“ sei schlau, aber auch offen für Doofes, hieß es in der Laudatio. Damit Geld zu verdienen, würde sich falsch anfühlen, sagte einer der Macher, Paul Schulte.

Einen weiteren Preis gewannen die Strichmännchen-Cartoons des „Witzbildzeichners“ Tobias Vogel in seinem Satire-Format „Krieg und Freitag“. Die auf Twitter, Facebook und Instagram veröffentlichten Karikaturen behandeln sowohl politische als auch persönliche Themen. Ausgezeichnet wurden zudem der Gemeinschaftsblog „Techniktagebuch“, der Veränderungen in der Alltagstechnik beschreibt, die Jugendnetzkonferenz „Tincon“, die laut Jury einen Diskursraum für 13- bis 21-Jährige über das Internet eröffnet, und der Youtubekanal „Einigkeit & Rap & Freiheit“, der den Publikumspreis gewann. dpa/Tsp

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