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© Kai-Uwe Heinrich

Grimme Award: Tabubrüche, Luftgitarristen

Eine Prise Überraschung bei den Grimme-Preisen: Vom DSF über Ina Müller bis hin zum Dominik-Graf-Krimi.

Im Grunde ist das eine nachträgliche Genugtuung. Der ZDF-Krimi „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ wird in diesem Jahr mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Es ist bereits der achte Grimme-Preis für den Regisseur Dominik Graf. „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ sei ein „ziemlich perfekter Film“, ein Krimi, der „ohne Wenn und Aber der Fantasie“ vertraue, „die in andere Welten führt“, urteilte die Jury. Schade nur, dass das ZDF dem eigentlich auf eine literarische Krimireihe angelegten Format nach nur zwei ausgestrahlten Folgen keine Zukunft gab und es trotz guter Kritiken nicht fortsetzte.

Dominik Graf wird es mit dem neuerlichen Grimme-Preis verschmerzen. Auch das ZDF. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben wie gewohnt den Löwenanteil der begehrten Fernsehpreise eingeheimst. Bemerkenswert: Die Privaten erhielten im Bereich Information und Kultur erstmals zwei von fünf Preisen und erzielten damit einen Achtungserfolg, wie das Adolf-Grimme-Institut am Mittwoch in Düsseldorf bekannt gab. Im Bereich Fiktion dominierte das ZDF mit vier von fünf Preisen. In der Kategorie Fiktion gehen neben dem Ensemble von „Kommissar Süden“ weitere Preise an die WDR-Produktion „Frau Böhm sagt Nein“ mit Senta Berger in der Hauptrolle, an den ZDF-Dreiteiler „Die Wölfe“ von Friedemann und Christoph Fromm, an „Ein halbes Leben“ (ZDF) von Nikolaus Leytner und an die Krimigroteske „Mörder auf Amrum“ (ZDF) von Holger Karsten Schmidt (Buch) und Markus Imboden (Regie). In der Kategorie Information und Kultur erhält Shaheen Dill-Riaz einen Preis für die Dokumentation „Eisenfresser“ (BR/Arte/RBB). In dem Film über Saisonarbeiter in Bangladesch, die die ausgemusterten Schiffe der Industrieländer abwracken, werde deutlich, „dass das Wort Wohlstandsmüll eine ziemlich brutale Verharmlosung dessen ist, was wir da den Menschen in Bangladesch zumuten“, urteilte die Jury. Weitere Preise gehen an die Dokumentation „Henners Traum“ (ZDF) von Klaus Stern, an die Dokumentation „Tiananmen“ (ARD/WDR/Arte/NDR) von Thomas Weidenbach und Ming Shi sowie an das „Galileo“-Spezial „Karawane der Hoffnung“ (Pro Sieben) über den Kampf von Rüdiger Nehberg gegen die Beschneidung in Afrika. Einen „Spezial“-Preis vergab die Jury an eine Dokumentation des Deutschen Sport-Fernsehens (DSF): den Film „Tabubruch“ von Aljoscha Pause über Homosexuelle im Profifußball. Das wird dem Sender, der bald in „Sport 1“ umbenannt wird und meistens nur wegen seiner Kampfsportarten ins Gerede kommt, gut tun. Anlässlich dieser Auszeichnung zeigt das DSF die einstündige Doku am Donnerstag um 19 Uhr noch einmal.

In der Kategorie Unterhaltung wird neben „Inas Nacht“ mit Ina Müller das Team der „heute-show“ (ZDF) um Oliver Welke ausgezeichnet. Es sei „bemerkenswert, dass das ZDF die Schärfe der ,heute-show’ aushält“, sagte Institutsdirektor Kammann. Der Publikumspreis der Marler Gruppe geht an die Reportage „Die Bambusbahn von Kambodscha“ (Arte) von Carmen Butta, die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes für herausragende Verdienste um das Fernsehen an Alexander Kluge. Der undotierte Grimme-Preis gilt als wichtigste Auszeichnung für Fernsehproduktionen. Er wird seit 1964 jährlich an qualitativ herausragende Fernsehproduktionen vergeben. Die aktuellen Preise werden am 26. März in Marl verliehen.

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