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50 der 88 Begegnungen der Handball WM in Katar überträgt Sky kostenlos ins Internet.

© Tsp

Handball-Übertragungen: Spiel es wie Amazon

Bei Sky bleiben die deutschen Spiele der Handball-WM hinter der Bezahlschranke. Amazon zeigt mit seinem Golden-Globe-Erfolg "Transparent", dass es auch anders geht.

Unsere Handballer legen in Katar eine fantastische Weltmeisterschaft hin, das große Wort vom Wintermärchen geht bereits um. Das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat es ungeschlagen ins Achtelfinale geschafft, leider auch von der Mehrheit der Deutschen unbesehen, denn die Übertragung der Spiele mit deutscher Beteiligung hat der Pay-TV-Sender Sky seinen zahlenden Kunden vorbehalten.

Die Alternativen sind zweifelhaft

Die ganz findigen Handball-Enthusiasten ohne Sky-Abo haben sicherlich schon darüber nachgedacht, ob es im Internet nicht andere Wege gibt, sämtliche interessanten Spiele von Katar live zu sehen. Der auf Medienrecht spezialisierte Kölner Anwalt Christian Solmecke hat das Thema juristisch durchdekliniert und kommt zu folgendem Ergebnis: Beim Anschauen eines Videos von einem Peer-to-Peer-Broadcastingdienst wird technisch bedingt immer eine Kopie auf dem eigenen Rechner angefertigt, damit ist diese Variante definitiv illegal. Eine falsche Länder-IP vorzutäuschen, um ein Sportereignis über einen ausländischen Anbieter zu verfolgen, ist zwar nicht legal, aber der Aufwand zur Verfolgung der Täter ist zu hoch. Das passive Streamen, ohne dauerhafte Kopie gestreamt, ist dagegen laut Solmecke legal. Eine Ansicht, die ein Rechteinhaber freilich nicht teilen kann.

Amazon Prime Instant Video geht einen anderen Weg. Der Videostreamingdienst stellt seine derzeit beste Comedyserie „Transparent“, die gerade mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, kostenlos ins Internet – für einen Tag. Wenn Sie diese Kolumne am heutigen Samstag lesen und sich direkt an den Computer begeben, haben Sie noch bis Mitternacht Zeit, die zehn Folgen der unterhaltsamen Serie mit der Familie Pfefferman um das Transgender-Oberhaupt Maura alias Jeffrey Tambor anzuschauen. Die Amazon-Eigenproduktion wird im englischen Original und im Original mit Untertiteln kostenlos als Stream angeboten. Die Idee dahinter ist klar: Einmal auf den Geschmack gekommen, ist der Schritt zum Monatsabo nicht weit.

Das Achtelfinale als Appetizer

Diese Argumentation teilt der Pay-TV-Sender Sky offensichtlich nicht. Zwar streamt der zum Imperium von Rupert Murdoch gehörende Kommerzsender 50 der 88 Spiele der Handball-WM kostenlos ins Netz, aber die interessantesten Begegnungen mit deutscher Beteiligung gibt es nur im Abo. Nun könnte man auf die Idee kommen, Sky könne im Zuge der Eigenwerbung doch nun zumindest das Achtel- oder Viertelfinale ebenfalls kostenlos zeigen, um sich bei den Zuschauern so für ein Dauerabonnement zu empfehlen. Doch möglicherweise würde sich Sky dann nur den noch größeren Ärger der nicht zahlenden Fans einhandeln, wenn man die Bezahlschranke dann im Finale – mit hoffentlich ebenfalls deutscher Beteiligung – wieder runterlässt.

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