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Medien: Heiße Ware

Marktgerüchte um die Liga-Rechte: Premiere bekommt Bieter-Konkurrenz

2002 war kein gutes Jahr für die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Es war das Jahr, in dem das Fernsehimperium von Leo Kirch unterging und einen Teil der Liga mit ins finanzielle Fiasko riss. Auch 2007 war kein so gutes Jahr für die DFL. Der zunächst gefeierte neue Fußballsender Arena musste seine Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga, die er für 210 Millionen Euro pro Saison erworben hatte, abstoßen. Der Bezahlsender Premiere sprang ein und übernahm von Arena die Rechte. Im November nun beginnt die Bieterrunde für die Rechte ab der Saison 2009/10. Die DFL hofft auf mehr Stabilität und bessere Jahre.

Bei der Vergabe der Bundesligarechte geht es für die Liga um viel Geld und Prestige. Entsprechend zugeknöpft gibt man sich, bevor die Bieterrunde offiziell startet. Die einzelnen Rechte-Pakete, die da ausgeschrieben werden, seien noch gar nicht geschnürt, heißt es bei der DFL. Viele Fragen sind offen. Wer bringt die Bundesliga weiter ins Internet-Fernsehen oder gar ins Mobilfunknetz? Wer überträgt im Pay-TV? Wer zuerst im Free-TV? Und zu welcher Zeit? DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sprach sich unlängst für eine Free-TV-Ausstrahlung der Bundesliga vor 20 Uhr aus. Diese frühe Zusammenfassung im Free-TV sei „unverzichtbar“, so Seifert auf einem Medienforum.

Fraglich, inwiefern sich Premiere, der aktuelle Pay-TV-Rechte-Inhaber, der stets um seine Exklusivität bemüht ist, auf solche Vorgaben einlassen will. Andere Mitbewerber stehen in den Startlöchern. Im Hintergrund hat das Taktieren begonnen. Dabei schien nach dem Arena-Desaster die Risikofreudigkeit in Sachen Liga-Rechte erschöpft. Doch Monopolstellungen drücken die Preise, das weiß man auch in der DFL-Zentrale. Eine freudige Nachricht also, als im September Sportfive, eine der größten Sportrechte-Agenturen in Europa, verkündete, man werde „für interessante Pakete ein Gebot abgeben“. Die Agentur hat bereits zehn Bundesligisten unter Vertrag. Ein weiterer Rechte-Interessent: EM.Sport Media (früher EM.TV). Es gäbe mit dem Deutschen Sport Fernsehen (DSF), einer Firmentochter, die zwei Sonntagsspiele exklusiv im Free-TV zeigen darf, „immer ein grundsätzliches Interesse an Fußballrechten“, so ein Sprecher der Münchner Medienfirma. Bernd Schiphorst, Präsident von Hertha BSC Berlin, sieht allerdings den Verbund aus Premiere (Pay TV) und ARD (Free TV) als „präferierte Lösung für die Liga“. Für den früheren Medienberater von Berlin und Brandenburg liegen die Vermarktungspreise der Ligarechte „unter ihrem eigentlichen Marktwert“. Wichtig sei, dass keine Monopolsituation zustande kommt, sonst könne die Liga ihre Preisvorstellungen nicht durchsetzen.

Geht es nach offiziellen Stellungnahmen, läuft es wohl wieder auf Premiere hinaus. Robert Müller von Vultejus, Geschäftsführer von Sportfive, sieht den Konkurrenten als „zartes Pflänzchen, das die Liga pflegen sollte“. Sportfive wolle aber bis November abwarten, dann entscheiden, ob Nachverwertungsrechte erworben werden. Aus anderen Quellen verlautete Mitte September, Sportfive werde definitiv um die Bundesligarechte mitbieten. Es sei sogar „absolut klar“. Auf Nachfrage des Tagesspiegels wollte dies eine Sprecherin aber nicht bestätigen. Es sei nicht geplant, so Geschäftsführer von Vultejus, gegen Premiere im Pay-TV- Segment anzutreten.

Der mögliche Konkurrent EM.Sport Media kooperiert seit Ende September mit KF 15, der Firma des ehemaligen Rechtehändlers Leo Kirch. Auf das Bieterverfahren würde sich dieser Zusammenschluss nicht auswirken, heißt es aus München. Was Kirch mit seinem Wiedereinstieg in das Mediengeschäft wenige Wochen vor Ausschreibung der Bundesligarechte erreichen will, ist unklar. Kirch hat die Rechtehändlerin von ARD und ZDF, Dagmar Brandenstein, verpflichtet. Die war zu Kirchs Hoch-Zeiten bei dessen Agentur ISPR angestellt. Außerdem kennt der Ex-Medienmogul alle Player im Rechtepoker. EM.Sport-Vorstand Rainer Hüther war Vorstandssprecher der Kirch New Media, Dejan Jocic, zuletzt Geschäftsführer von Arena, ist ein langjähriger Weggefährte Kirchs. Jocic hat sich mit dem Vermarkter Medienallee GmbH selbstständig gemacht. Und der ehemalige Premiere-Mann Dirk Jaschok sitzt seit März im Management der DFL. Trotz oder gerade wegen des Kirch-Fiaskos von 2002 – da ist viel Leo Kirch in unmittelbarer Nähe der heißen Ware Bundesliga. „Kirch verfügt über die nötigen Drähte, die ihn befähigen, sofort professionell Bundesliga zu übertragen“, sagt einer, der ihn von früher kennt. „Zuzutrauen ist es ihm allemal.“

Tim Klimeš

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