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Medien: Hingehen, wo’s weh tut

Manuel Möglich berichtet über „Wild Germany“.

Die naheliegendste Frage ist schnell geklärt: Heißt Manuel Möglich wirklich Manuel Möglich? Ja. Und damit zu wichtigeren Dingen, nämlich den Reportagen, die dieser Manuel Möglich, 34, tätowiert, langhaarig und dreitagebärtig dreht. Sie entsprechen so gar nicht der reinen Journalistenlehre vom neutralen Beobachter – und sind gerade deshalb so gut.

„Wild Germany“ heißt das Format, mit dem Möglich für den Deutschen Fernsehpreis nominiert war. An diesem Donnerstag laufen auf ZDFneo neue Folgen an. Möglich begibt sich darin beispielsweise auf die Suche danach, was dran ist am Schamanismus. Dazu lässt er sich von einem Psychotherapeuten ins „Integrationsatmen“ einweisen. Möglich legt sich auf eine Matte, atmet heftig und schnell. Rechts neben ihm schreit ein Mann, links neben ihm verrenkt sich eine Frau in spastischen Bewegungen, Esoterikmusik klirrt aus den Boxen. Möglich verzieht sein Gesicht, streckt seine Arme von sich, der Kameramann hält drauf.

Ein klassischer Reporter sucht sich für seine Geschichten Protagonisten und begleitet sie bei dem, was sie tun. Möglich aber will selber wissen: Wie fühlt sich das an? Was löst das in mir aus? „Manche Menschen mögen den Journalismus, den wir machen, unsauber finden, weil ich kein neutraler Beobachter bin. Aber ich glaube, dass wir gerade durch die subjektive Sichtweise näher an den Zuschauer rankommen. Es hilft ihnen, wenn man sie an die Hand nimmt“, sagte Manuel Möglich dem Tagesspiegel.

30 Minuten dauern die Folgen jeweils. Möglich erlebt, ordnet ein, kommentiert. Nur einmal wird es ihm fast zu viel. Da interviewt er zum Thema Pädophilie einen Mann, der meint, dass Sex mit Kindern kein Missbrauch sein muss. „Da wäre ich am liebsten aufgestanden und gegangen“, sagt Möglich. Er bleibt dran, auch wenn die Wahrheit weh tut. sop

„Wild Germany“, ZDFneo, 23 Uhr 30

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