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Fußball in der Kneipe - bald ein Ausnahmezustand in Berlin? Viele Wirte sind über die aktuelle Preiserhöhung des Bezahlsenders Sky empört.

© Imago

Höhere Gebühren für Sportsbars: Gaststättenverband schert aus Sky-Widerstand aus

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga will trotz massiver Kritik an den höheren Abopreisen für Sportsbars an der Kooperation mit Sky Deutschland festhalten.

Der gemeinsame Schulterschluss der deutschen Gastwirte gegen die Preiserhöhungen von Sky Deutschland für die Sportsbars ist gescheitert. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga will trotz heftiger Kritik an den zum Teil massiv erhöhten Preisen für die Fußballübertragungen an der Kooperation mit Sky Deutschland festhalten. Der Verband hat sich auf seiner Herbsttagung in Hamburg darauf geeinigt, die Kooperation mit dem Pay-TV-Sender fortzusetzen, obwohl es in den Landesverbänden kräftig rumort hat. Trotz der gestiegenen Preise überwögen für die Wirte die Vorteile, wenn sie in ihren Hotels, Gaststätten und Kneipen die Spiele von Fußball-Bundesliga und Champions League zeigen könnten, so der Verband.

Die Mitglieder der Dehoga erhalten allerdings anders als die nicht organisierten Wirte kräftige Rabatte, die die Kostensteigerung zumindest abfedern. Je nach Größe der Betriebe und Standort betragen sie zwischen 275 und 800 Euro pro Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr, als der Dehoga-Verband erstmals ein Kooperationsabkommen mit Sky Deutschland geschlossen hatte, wurden die Rabatte für Dehoga-Mitgliedsbetriebe damit um 60 bis 100 Prozent aufgestockt. Zudem zahlen die Mitgliedsbetriebe erst einen Monat später die erhöhten Gebühren.

Durchschnittlich erhöhen sich die Gebühren für die Fußball-Übertragung nach Angaben von Sky um 30 Prozent. Allerdings gibt es gehörige Unterschiede, die sich nach verschiedenen Faktoren richten. So zahlen Kneipen in Städten mit Bundesliga-Vereinen mehr als auf dem Land. Auch die Kaufkraft in der Region wird berücksichtigt. Der Sender hatte die Preissteigerungen mit höheren Lizenz- und Produktionskosten begründet.

Aus 190 Euro im Monat wurden 528 Euro

Konkret führt das zu massiven Preissteigerungen. „Aus 190 Euro am Anfang wurden 350 Euro, nun soll ich 528 Euro im Monat zahlen“, hatte sich Andreas Eggerstorfer als Eigentümer der „Bilderpinte“ in Prenzlauer Berg im Tagesspiegel beschwert. „Eine bodenlose Frechheit“, so der Wirt, der sich dem Preisdiktat nicht beugen will. Das gilt auch für viele der Hertha-Fantreffs, die ebenfalls eine Kündigung ihrer Sky-Verträge erwägen.

Wie stark die Front gegen Sky ist, zeigt eine Karte in Facebook, die mit roten Markern gespickt ist. Jeder steht für eine Sportsbar, deren Wirt nicht bereit ist, die von Sky Deutschland geforderten Preiserhöhungen mitzutragen und darum den Vertrag mit Murdochs Pay-TV-Sender gekündigt hat oder dies beabsichtigt. Von den 510 Sky Sportsbars, die auf der Homepage des Landes Berlin verzeichnet waren, wollen demnach annähernd zehn Prozent ihren Vertrag kündigen. Über die Anzahl der Kündigungen gibt es allerdings keine offiziellen Angaben. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Pay-TV-Sender von Rupert Murdoch in Deutschland die Preise für die Fußball-Übertragungen massiv erhöht. 2013 waren die Gebühren sogar um 40 Prozent gestiegen.

Die Seite "Rettet den Kneipenfußball" hat 4200 Unterstützer

Facebook wird von den betroffenen Sportsbar-Wirten derweil zur Organisation des Widerstands genutzt. Die Seite „Rettet den Kneipenfußball“ kommt auf über 4200 Unterstützer, die Gruppe „Sky Deutschland Preise für Wirte senken!“ hat rund 220 Mitglieder. Heiko Lockenvitz, Geschäftsführer des Gaffel-Hauses in Mitte, hat die Hoffnung jedoch bereits aufgegeben. Der Preis für die Fußball-Übertragung sei innerhalb eines Jahres um 118 Prozent auf nun 15 882 Euro im Jahr gestiegen, hatte der Wirt dem Tagesspiegel berichtet.

„Wir sind klar in der Hoffnung, dass wir solche Preiserhöhungen im nächsten Jahr nicht zum dritten Mal hintereinander erleben möchten“, sagte ein Verbandssprecher nach der Entscheidung über die Weiterführung der Kooperation. Wichtig sei dem Verband vor allem, dass Sky mit der geänderten Preisstruktur nicht das Ziel verfolge, die Übertragung der Fußballspiele in den Gaststätten unattraktiver zum machen, um die Zuschauer so zu mehr Privatverträgen mit Sky zu bewegen. Dass der Verband mit dem Separatfrieden mit Sky die Verhandlungsposition der nicht organisierten Betriebe verschlechtert, sieht der Dehoga-Sprecher nicht. „Wir sind sowohl der Branche als auch den 70 000 Mitgliedsunternehmen verpflichtet. Mit unserer kritischen Haltung gegenüber Sky Deutschland haben wir alles unternommen, was möglich war. Nun kommt es darauf an, was dies den Mitgliedern bringt.“

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