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Auf dem langen Weg zu sich selbst.  Die Vergangenheit holt Jonathan Pine (Tom Hiddleston) auch als Nachtportier in einem Schweizer Luxushotel wieder ein.

© ZDF und Des Willie

Hugh Laurie vs.Tom Hiddleston: Böse ist sexy

„The Night Manager“ füllt die Lücke zwischen zwei Bond-Filmen: Serie nach dem John-le-Carré-Roman mit Hugh Laurie als Böse und Tom Hiddleston als Gut.

„The Night Manager“ gehörte zum Pool der „Berlinale Special Series“ 2016. „The Night Manager“ stach heraus, die sechs Folgen der Dramaserie sind besondere Exemplare in der telegenen Kunst des Geschichtenerzählens; da nimmt es nicht Wunder, dass Sender und Streaming-Plattformen weltweit zugegriffen haben. Das ZDF zeigt „The Night Manager“ in voller Länge und Schönheit, nur werden beim Zweiten aus sechs Folgen drei Teile mit bis zu 120 Minuten.

Die BBC-Produktion, von David Farr nach dem gleichnamigen Roman von John le Carré ausgearbeitet, kann als Missing Link zwischen zwei Bond-Filmen gesehen werden. Der Exsoldat und tadellose Hotelmanager Jonathan Pine („Thor“-Darsteller Tom Hiddleston) lässt sich vom britischen Geheimdienst MI6 anheuern, um gegen den internationalen Waffenhändler Richard Onslow Roper (Hugh Laurie, besser bekannt als „Dr. House“) vorzugehen. Persönliche Motive mischen sich mit edlen: Roper hat Pines Freundin Sophie auf dem Gewissen, was Pines Zorn auf das Böse und seine Moral für das Gute weckt. Der aktuelle Konflikt im Nahen Osten schafft geopolitischen Hintergrund und potenziert die Dimension des Geschehens.

Im Panorama-Stil gefilmt

Große Gefühle, große Gefahren, Pine gelangt undercover in Ropers innersten Zirkel, ausstaffiert mit großem Luxus, sinistren Helfern und unwiderstehlichen Frauen, die Serie ist von Regisseurin Susanne Bier im Panorama-Stil gefilmt, auf höchste Gut-gegen-Böse-Spannung und Zuschauerüberwältigung angelegt. Bei „The Night Manager“ zeigt sich, wie sich das Staunen des Publikums über die magischen Serien in eine Erwartung verfestigt hat. Die BBC-Serie tut alles, diese Erwartung zu erfüllen. Think big, shot big.

Hugh Laurie sagte im Tagesspiegel-Interview: „Tatsächlich habe ich, als ich den Roman von John le Carré vor 20 Jahren gelesen habe, gedacht, dass ich den Helden spielen würde, also Jonathan Pine, den ja jetzt Tom Hiddleston spielt. Jetzt muss ich diesen attraktiven Typen anschauen, der meine Rolle spielt.“ Aber „ernsthaft“, ergänzte der Schauspieler, „ich bin auch mit Richard Roper sehr einverstanden“.

„The Night Manager“ zieht seine Faszination aus der Welt der unanständigen Waffendeals, der Aura von Geld, Luxus, Locations. Diese Welt ist sexy, attraktiv und glamourös. Einerseits. Andererseits sind es die drei in diesen Kokon verstrickten Hauptfiguren, die über die Story hinaus für Anziehung und Attraktion sorgen.

Bösewicht mit eigenem Koordinatensystem

Richard Roper besitzt Charme, Charisma, Geschäftssinn – er ist ein gut erzogener Teufel. Laurie sagt über ihn, er sehe sich außerhalb des normalen Systems. In seinem eigenen hat er Halt und seinen Platz gefunden. Die Zweigesichtigkeit hat auch Jonathan Pine. Tom Hiddleston zeigt ihn einfühlsam, er zeigt ihn rücksichtslos, auch gegen sich selbst. Ein Typ Held, der durch schreckliche Qualen und Situationen geht, aber – anders als James Bond – ohne jede ironische Distanz zur Figur. Pine sucht das Abenteuer, und er sucht in der Roper’schen Schattenwelt seine Seele – das Neutrum wird Mensch. Hiddlestons Pine wirkt dabei undurchschaubar. Ermittelt er noch oder hat er die Grenze zum Reich des Bösen schon überquert?

Pine und Roper spielen miteinander Katz-und-Maus, wer Katze ist, wer Maus ist – ständig rollieren die Rollen, was auf den Zuschauer einen erheblichen Reiz ausübt. Und da ist Jed Marshall, Ropers Mätresse, Freundin, Geliebte, Komplizin. Elizabeth Debicki lässt die Figur und deren Moral changieren, Sie hat sich wie ein Chamäleon Richard Roper angepasst, seine „Handtasche“ ist sie nicht; zugleich erkennt sie, als Pine auftaucht, dass sie sich nicht länger vor sich selbst und ihrem eigentlichen Leben – der Sohn wächst bei ihrer Schwester auf – verstecken kann. Mit Pine geht sie auf die Reise, die eine Suche nach dem Lebenszweck ist.

John le Carré lobt Symphonie der Verfilmung

Richard Roper, Jonathan Pine, Jed Marshall, das ist der Kernreaktor dieser Produktion, Hugh Laurie, der auch als Produzent mit an Bord ist, sagt, „ich glaube, dass die John-le-Carré-Adaptionen im Fernsehen die besseren sind als die Kinoverfilmungen. ,Der Spion, der aus der Kälte kam‘ mal als Ausnahme genommen – wunderschönes Kino. Die innere psychologische Sicht der John-le-Carré-Figuren verlangt aber Zeit, Details, Entwicklung. Ein Leben, das Leben in 90 Minuten?“, sagte er im Tagesspiegel-Interview. Das Leben sei ein kompliziertes Business – „The Night Manager“ zeigt es.

John le Carré sieht in der Verfilmung just jene „Symphonie“, die auch seinen Roman auszeichne, „dieselbe Erkundung zwischenmenschlicher Spannungen, Antriebe und Gier“. „The Night Manager“, ZDF, Montag, 5. und 12. September, jeweils 22 Uhr 15.

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