zum Hauptinhalt

Medien: „Ich komme im Bettelgewand“

Wie Tita von Hardenberg „Polylux“ retten will

Von Barbara Nolte

Die Rückkehr von Harald Schmidt ins erste Programm war für Tita von Hardenberg eine gute Nachricht. „Endlich“, glaubte von Hardenberg, Moderatorin des Trendmagazins „Polylux“, „fügt sich zusammen, was zusammengehört“. Ihre Sendung, die zurzeit mittwochs um Viertel vor zwölf läuft, würde künftig gleich nach Schmidt kommen. Davon ging sie aus. Endlich hätte die ARD am späten Abend das, was die Programmplaner „Audience Flow“ nennen: Der zynische Schmidt würde seine Zuschauer zur ironischen von Hardenberg weiterreichen.

Günter Struve, dem Programmchef der ARD, leuchtete das offenbar ein. Anfang der Woche, auf einem Treffen der Fernsehdirektoren in Potsdam, schlug er die Sendefolge Schmidt – „Polylux“ vor. Und wurde überstimmt. Die Fernsehchefs votierten mit 5:3 dafür, mittwochs im Anschluss an Schmidt eine Dokumentation, donnerstags ein Spielfilmdebut laufen zu lassen. Von Hardenbergs Sendung würde dann erst lange nach Mitternacht beginnen. „Wir sehen uns nicht in der Lage, die Sendung jenseits der Datumsgrenze anbieten zu können“, sagt der für „Polylux“ verantwortliche Fernsehchef des RBB, Gabriel Heim. Das heißt: Entscheiden sich die Fernsehchefs nicht noch einmal um, endet „Polylux“ an Ostern; so lange laufen noch die Verträge.

Vor acht Jahren begann „Polylux“ im ehemaligen ORB. Im Jahr 2001 nahm die ARD die Sendung ins Erste, immer montags um Mitternacht. Nun kann man einwenden, dass die PR-Welle, die Tita von Hardenberg auslöste, nie der Qualität ihrer Sendung entsprach. Von Hardenberg wurde zur Galionsfigur der neuen hippen Hauptstadt und einer jungen ARD – dabei ist der Durchschnittszuschauer von „Polylux“ 54 Jahre alt. Die Intendantin des fusionierten Senders RBB, Dagmar Reim, hoffte, mit von Hardenberg den Drei-Damen-vom-Grill-Geruch aus ihrem Sender zu vertreiben: „Polylux“ wurde zum Magazin im Stil eines „Berlin-Flaneurs“ (Reim) umgebaut und bekam im September einen früheren Sendeplatz, diesmal am Mittwoch. Doch dann kam Schmidt.

Künftig wird der RBB das Erste also noch weniger prägen als bisher; er produziert zurzeit nur „Kontraste“, drei bis vier „Kulturweltspiegel“, drei „Tatorte“, einen „Musikantendampfer“ im Jahr, ja und den „Scheibenwischer“. Die Satiresendung war erst auch vom Schmidt-Sendeplatz-Rücken betroffen. Weil Schmidt aber nur 64 Shows im Jahr macht, wurden zehn freie Donnerstage gefunden, so dass der „Scheibenwischer“ seinen Donnerstag- 23-Uhr-Sendeplatz behalten kann. Eine typische ARD-Lösung, die es für das wöchentliche „Polylux“ nicht gibt.

„Zur Not klappere ich im Bettelgewand die Anstalten ab“, sagt von Hardenberg. Ein Kompromiss kursiert schon: „Polylux“ soll zurück auf den Montag. Dort waren auch die Marktanteile besser: im Schnitt 10,3 statt jetzt 7,1 Prozent. Doch der RBB will davon nichts wissen, und auch nicht alle in der ARD wollen „Polylux“ retten: Erst vergangenes Jahr, heißt es, sei dem RBB eine halbe Million Euro überwiesen worden, um „Polylux“ zu verbessern. Zu wenig sei passiert.

Von Hardenberg produziert „Polylux“ mit ihrer eigenen Firma, 30 Angestellte. Die sei nicht in Gefahr, sagt sie. Zum Portfolio gehören außerdem zwei Arte-Magazine. Dann ergänzt sie, was denen, die ihre Berlin-Trends als eine ziemliche Luftnummer empfinden, wie eine Drohung klingt: Im schlimmsten Fall „müssten wir natürlich gleich unser eigenes Nachfolgemagazin erfinden“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false