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Ideenwettbewerb "Show Up!": ZDF nutzt Gewinner aus

Das ZDF lädt zum Ideenwettbewerb „Show Up!“ für neue Fernsehshows. Doch die Sache hat einen Haken. Die Gewinner treten alle Rechte an die Mainzer ab - und sind möglicherweise nicht einmal selbst bei der Produktion dabei.

So viel Humor hätte man dem ZDF gar nicht zugetraut. „I want you!“ ruft einem das als Uncle Sam verkleidete Mainzelmännchen beim Ideenwettbewerb „Show Up!“ (www.showup.zdf.de) entgegen. Ausgerechnet Uncle Sam! Jener weißhaarige Mann mit Hut, roter Fliege und blauem Jackett, den Militärstrategen der USA im Ersten Weltkrieg auf zehntausende Poster drucken ließen, um junge Männer zu rekrutieren.

Nun führt das ZDF natürlich keinen Krieg, auch um sein Leben fürchten muss niemand – höchstens die Zuschauer, und auch das nur aus natürlichen Gründen. Wenn der Sender also jetzt ausdrücklich junge Kreative bis 30 zur Mitarbeit aufruft, wäre das eigentlich ein Grund zu feiern. „Richtig neu“ sollen die Ideen für Fernsehshows sein, „unverwechselbar“ und natürlich „frisch“. Und: Es gibt sogar Geld! Die zehn besten Ideen werden mit 2500 Euro belohnt – Show-Erfinder, deren Konzepte später realisiert werden, erhalten noch einmal 7500 Euro.

Trotzdem bleibt die Ahnung, dass etwas nicht stimmt. Dieser verschlagene Blick vom Uncle-Sam-Männchen auf den Wettbewerbsunterlagen. Diese frech-forsche Art, wie er mit dem Finger auf die potenziellen Interessenten zeigt. Zufall?

Schaut man sich die Teilnahmebedingungen für „Show Up!“ genauer an, wird schnell offensichtlich, worum es eigentlich geht. Die jungen Fernsehmacher, die beim ZDF so dringend gebraucht werden, übertragen im Falle ihres Gewinnes alle Rechte an das ZDF. Alle Rechte. Für immer. Egal, ob sie eine mäßig erfolgreiche Gerichtsshow erfinden oder den nächsten großen Samstagabendhit, der später Lizenzgebühren aus 40 Ländern einbringt. Der Ideengeber hat noch nicht einmal die Garantie, bei der Produktion der Show überhaupt dabei zu sein.

Wenn kaltschnäuzige Werbeagenturen mit dem Traum von der großen Karriere junge Menschen ausnutzen, ist das eine bekannte Kehrseite der Kreativwirtschaft. Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender das Gleiche tut, ist das nichts anderes als ein Skandal. Bei ARD und ZDF redet man gerne vom gesellschaftlichen Auftrag. Ein solcher Auftrag ist nur dann glaubhaft, wenn er sich im gesamten Wirken der Sender zeigt – gerade auch am Arbeitsmarkt. Wie glaubwürdig kann ein Aufruf an junge Kreative sein, wenn es gar nicht um deren langfristige Mitarbeit geht? In gute Ideen zu investieren heißt gerade nicht, diese für Dumpingpreise vom Markt wegzukaufen. Es heißt, gute Bedingungen zu schaffen, in denen gute Ideen entstehen können. Das wiederum ist eine Erkenntnis, für die man dem ZDF gerne sämtliche Nutzungsrechte übertragen würde. Stefan Stuckmann

Stefan Stuckmann

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