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Im RADIO: Allein unter Männern

Der Freitod einer Luftfahrt-Pionierin, Werthers Leiden und Robert Harris' "Vaterland" - Was man im Radio nicht verpassen sollte.

Ende der 1920er Jahre ist sie die erste weibliche Pilotin der Lufthansa. Als erste Frau fliegt sie von Deutschland nach Japan. Marga von Etzdorf war eine besessene Fliegerin, allein unter Männern. Ihr Leben endet tragisch, durch Freitod in jungen Jahren. Karen Mattings Feature „Der Flug ist das Leben wert“ erzählt von Leben und Sterben einer Heldin des frühen Luftverkehrs. Wie das Fliegen für die Tochter aus gutem Hause zur Obsession wird, wie Erfolg Pflicht ist, wenn man sich in eine Männerdomäne wagt, wie Marga von Etzdorfs Tod in der frühen Nazizeit zum Politikum wird, umrankt von dunklen Gerüchten (Kulturradio vom RBB, 10. Januar, 9 Uhr 05, UKW 92,4 Mhz).

Im Jahr 1972 bringt das Stadttheater von Halle ein ganz besonderes Stück auf die Bühne. Ulrichs Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ adaptiert einen berühmten Stoff für die Gegenwart. Wie einst Goethes „Werther“ liebt die Jugend auch Plenzdorfs Drama. Weil hier ein junger DDR-Mensch rebellisch fühlt und sich aus allen Irrungen und Wirrungen der unreifen Seele durch Selbstmord erlöst. Die Obrigkeit wittert politische Kritik und verbietet weitere Aufführungen. Was einen regelrechten Kulturkampf zur Folge hat, an den das Feature „Die Freuden und Leiden des jungen P.“ von Tobias Barth erinnert (Kulturradio vom RBB, 11. Januar, 14 Uhr 04).

Der Schriftsteller Robert Harris hat es gewagt. In seinem Roman „Vaterland“ lässt er die Nazis den Krieg gewinnen. Wie sähe es dann um das Jahr 1968 in Deutschland aus? Was wäre die Folge, wenn ein bestimmter geschichtlicher Moment ganz anders verlaufen würde? Reizvolle Gedankenexperimente nicht nur für Literaten, sondern auch für Historiker. Zumindest im angelsächsischen Raum, wie das Feature „Der Präsident erlitt nur einen leichten Streifschuss“ von Florian Felix Weyh berichtet. „Uchronie“ nennt man das Spiel mit der Möglichkeitsform der Geschichte. Die Erkenntniseffekte können beträchtlich sein (Deutschlandfunk, 11. Januar, 20 Uhr 05, UKW 97,7 Mhz).

Als ihre Herrschaft am Ende immer wackeliger wurde, haben die SED-Genossen im Nazi-Stil geplant. Ein Netz von Konzentrationslagern sollte in der DDR entstehen, für die rasche Internierung missliebiger Bürger im innenpolitischen Krisenfall. Die Orte der Lager waren ausgewählt, noch bis zum Herbst 1989 wurden Namenslisten aktualisiert. Fast 90 000 Menschen sollten dort verschwinden, Oppositionelle, Kirchenleute, Nichtwähler. Das Feature „Die geheimen Internierungslager der DDR“ von Patrick H. Waldthaler erzählt, wie sich die SED im Jahr 1989 eigentlich den Umgang mit ihrem rebellischen Volk vorgestellt hatte (Kulturradio vom RBB, 14. Januar, 22 Uhr 04).

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