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Im RADIO: Bonga Boys, Goethes Bettschatz

Tom Peuckert verrät, was Sie im Radio nicht verpassen dürfen

Oberst Gaddafi schrieb Gedichte. Saddam Hussein war Autor von Liebesromanen. Fast alle großen Schurken des 20. Jahrhunderts haben neben politischem Unheil auch Bücher hervorgebracht. Markus Metz’ und Georg Seeßlens Feature „Best of Mao, Hitler, Stalin“ präsentiert eine kleine Werkschau der Tyrannenliteratur. Nicht nur schauderndes Amüsement über Kitsch, Pathos, Dreistigkeit, sondern auch psychoanalytische Betrachtungen zum Kunstschaffen böser Männer. Fazit: In der Literatur dichtet sich der Diktator eine Seele an, damit er in Wirklichkeit besonders seelenlos handeln kann (Deutschlandfunk, 22. Mai, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Im äthiopischen Dorf Bonga gibt es drei Kategorien von Menschen. Die einen sind zu alt, um noch in reiche Länder aufzubrechen. Den anderen fehlt dazu das Geld. Zur dritten Gruppe gehören jene, die es tatsächlich geschafft haben. In der Dorfbar von Bonga erzählt man sich märchenhafte Geschichten über ihr Glück und ihren Reichtum. Martina Schultes Feature „Bonga Boys“ geht den tatsächlichen Wegen dreier Arbeitsmigranten aus Bonga nach. In einer ironisch-turbulenten Collage kreisen Fantasien, Hoffnungen und Tatsachen umeinander. Die Auswanderer wissen längst, dass das Leben in der Fremde hart und ruhmlos ist. Aber wie soll man das den Träumern in der Heimat erklären? (Kulturradio vom RBB, 24. Mai, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz)

Hat Goethe auch im Privatleben Klassisches vollbracht? Oder sich eher wie ein Dilettant durchgewurstelt? Die Meinungen gingen bereits zu Lebzeiten des Dichters weit auseinander. Mit 39 lernt Goethe die 16 Jahre jüngere Bürgerstochter Christiane Vulpius kennen. Sie führen eine wilde Ehe, ein Sohn wird geboren, erst spät gibt es eine offizielle Hochzeit. Mesalliance oder tolle Liebesgeschichte? An dieser alten Frage arbeitet sich auch Claudia von Zglinickis Feature „Mamsellchen und Geheimer Rat“ ab. Wer war Christiane? Ein „wahrer Bettschatz“, wie Goethes lebenslustige Mutter diagnostizierte? Eine Hausangestellte mit gewissen körperlichen Pflichten, wie das bessere Weimar spottete? Oder doch Goethes große Liebe? (Kulturradio vom RBB, 25. Mai, 14 Uhr 04)

Wer Emile Zolas Roman „Das Geld“ liest, amüsiert sich nicht nur bestens, sondern erwirbt nebenbei auch ein Basiswissen in Sachen Aktienkapitalismus. Hauptfigur ist der Börsenguru Aristide Saccard. Der Mann ist am Anfang pleite, ein paar Jahre später der größte Unternehmer von Paris, am Ende auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Zola malt ein Gemälde voll überzeugender Leidenschaften. Gier, Ehrgeiz, Liebe. Dazu die technischen Geheimnisse der Aktienspekulation. Der 1891 erstveröffentliche Roman kommt nun in einer dreiteiligen Hörspieladaption ins Radio (Deutschlandradio Kultur, 27. Mai, 21 Uhr 30, UKW 89,6 MHz; weitere Teile am 3. und 10. Juni).

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