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Im RADIO: Fünf Tote, zwei Legenden

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Das tatsächliche Verbrechen geschah 1922. Fünf Tote auf einem Einödhof in Oberbayern, eine ausgelöschte Familie, der Mörder wurde nie gefasst. Andrea Maria Schenkels Krimi „Tannöd“ erzählt von einer vergleichbaren Untat, verlegt sie aber ins bundesdeutsche Jahr 1955. Auch hier wird eine Familie ermordet, die abseits der Dorfgemeinschaft lebt. Ein Chor aus Lebenden und Toten rekapituliert und seziert die Familientragödie im katholisch-bäuerlichen Milieu. Der Roman wurde in diesem Jahr mit mehreren großen Preisen ausgezeichnet. Wer die Lektüre verpasst hat, kann es nun mit einer schönen Hörspieladaption versuchen (SWR 2, 13. September, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Grund genug, dem Phänomen eine lange nächtliche Radiosendung zu widmen. Wer sich wachhalten kann, erfährt in Günter Rohleders „Drittel des Lebens“ fast alles über Physiologie, Psychologie und Mythologie des Schlafes. Der Schlaf, wie ihn die Naturwissenschaft erforscht. Der Schlaf als Bruder des Todes, den die Kunst mit ihren Metaphern umkreist. Warum wir eigentlich schlafen, darauf gibt es keine wissenschaftlich endgültige Antwort. Wie, wann und wo geschlafen wird, das erzählen in dieser Nacht Schlafexperten aller Art (Deutschlandradio Kultur, 15. September, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Dramatisch und kurz war das Leben der Maria Callas. Die Sängerin starb vor dreißig Jahren einsam in Paris, ihr letzter Auftritt auf einer Opernbühne lag lange zurück. Eine Figur, die sich im Jahrhundert geirrt hatte. Lodernd, romantisch, überdimensional. So zumindest beschreibt Claudia Wolff im Feature „Die Callas“ das Leben der großen Sängerin. Wer das für übertrieben hält, kann sich am Abend die berühmteste Schallplattenaufnahme der Callas anhören. Puccinis „Tosca“, aufgenommen 1953 in einem Mailänder Studio. Experten schwärmen von einem musikalischen Wunder ohne Beispiel (Kulturradio, 16. September, 13 Uhr 04/ 20 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Im Oktober 1967 wird Ernesto Guevara im bolivianischen Dschungel gefangengenommen und wenig später ohne Gerichtsurteil erschossen. Der Argentinier avanciert zur Märtyrer-Legende der linken Weltbewegung. In seinem Hörspiel „Che“ imaginiert Autor José Pablo Feinmann die letzten Stunden der Bürgerkriegsikone. Gefesselt und von Asthma geplagt, streitet Che mit einem Historiker über sein Leben und seine Mission. Dieser Historiker, so Feinmanns dramatischer Trick, ist ein Besucher aus der Zukunft. Er kennt das Schicksal der Linken im 20. Jahrhundert und auch die Verwandlung Guevaras zum weltweit vermarkteten Revolutionssymbol (SWR 2, 16. September, 18 Uhr 20, Kabel UKW 107,85 MHz).

Von sogenannten Spiegelneuronen erzählt Autor Matthias Eckoldt in seinem Feature „Die Grundlagen sozialer Intelligenz“. Spiegelneurone sind denkwürdige Gebilde in den Hirnen höherer Säugetiere. Wenn ein Affe nach einer Nuss greift, dann werden gewisse Hirnnerven aktiv. Dieselben Nerven, so haben die Forscher nun entdeckt, regen sich auch, wenn der Affe nur beobachtet, wie ein anderer Affe nach der Nuss greift. Neuronale Spiegelung ist ein brandheißes Forschungsthema, scheint sie doch für so wunderbare Dinge wie Intuition, soziales Verstehen und Mitgefühl verantwortlich. Eckoldt spricht mit Experten und wagt einen Ausblick auf die Möglichkeiten, die sich aus dieser Entdeckung ergeben (Kulturradio, 17. September, 19 Uhr 04).

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