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Medien: Im Radio: Geliebter Tod

Es ist ein düsteres Detail in der Biografie des Schriftstellers Arthur Schnitzler. Seine Tochter Lili endete als Selbstmörderin, noch nicht zwanzigjährig.

Es ist ein düsteres Detail in der Biografie des Schriftstellers Arthur Schnitzler. Seine Tochter Lili endete als Selbstmörderin, noch nicht zwanzigjährig. "Leben spielen sterben spielen", heißt ein Hörspiel, das die letzten Tage der Schnitzler-Tochter imaginiert. Lili an der Seite ihres italienischen Geliebten. Sie ist ein laszives Kind, dessen erhitzte Fantasien sich alle aufs Sterben reimen. Er ein alternder Gigolo und strammer Gefolgsmann Mussolinis. Das ungleiche Paar spielt Hasard auf Leben und Tod. Erotische Treibhausatmosphäre vorm welthistorischen Abgrund. Sie hängt ein Foto des Duce übers gemeinsame Bett, im Hintergrund peitschen die Salven der Erschießungskommandos. Aber Lilis wahrer Geliebter ist der Tod. Zuerst träumt sie von Veronal und Fensterstürzen, dann nimmt sie doch seine alte Armeepistole. Autorin Ilona Jeismann zeichnet ihre Bürgerstochter als die eigentliche Extremistin. Das Leben ist ein Fieber, nur der Tod kann es kühlen. Irgendwie hat alles mit dem berühmten Vater zu tun. Dem Autor erotischer Skandalgeschichten und Experten fürs bürgerliche Seelendunkel. Das Hörspiel führt in ein akustisches Labyrinth. Eine kunstvolle Partitur von Innen- und Außenstimmen, polyphon, erotisch, morbide. Mit Agnes Riegl als beeindruckender Hauptdarstellerin (Radio Kultur, 6. Juli, 21 Uhr, UKW 92,4 MHz).

Nach so viel Seelenfieber erfrischen die kalten Geschöpfe der technischen Welt. Zum Beispiel Roboter. In aktuellen Zukunftsphantasien, die sich von Supercomputern, Biotechnologie und Künstlicher Intelligenz nähren, feiert der Roboter seine Renaissance. Als Maschinenmensch mit Verstand und Gefühl, der den alten Homo sapiens in schwere Identitätsprobleme stürzen wird. Gibt es tatsächlich ewige Grenzen zwischen Mensch und Maschine? Eben ist Spielbergs neuer Film in Amerika angelaufen, die Hauptrolle spielt ein Roboter mit zarten kindlichen Zügen, der von seinen menschlichen Adoptiveltern geliebt werden will. Das Kulturradio lässt solche Visionen nicht unkommentiert. "Das Lächeln des Roboters" heißt ein Feature von Uwe Springfeld, das sich der Frage widmet, ob der Mensch eines Tages als Krone der Schöpfung abgelöst wird (SWR 2, 30. Juni, 8 Uhr 30, Kabel UKW 107,58 MHz).

Passend zum Thema auch ein Hörspiel nach Oskar Panizza: "Die Menschenfabrik". Im tiefen Wald entdeckt ein Wanderer eine riesige Industrieanlage, in der künstliche Menschen produziert werden. Stille, schöne und anspruchslose Wesen. Geschöpfe, wie er mit Schrecken feststellt, denen die Zukunft gehört (Deutschlandfunk, 3. Juli, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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