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Im RADIO: Mit Loriot im Hölderlin-Turm

Ein Laudator hat ihn mal als äußerst multiple Persönlichkeit charakterisiert. Preußischer Edelmann, Gaukler und Zauberer, Illusionist und Desillusionist.

Ein Laudator hat ihn mal als äußerst multiple Persönlichkeit charakterisiert. Preußischer Edelmann, Gaukler und Zauberer, Illusionist und Desillusionist. Gemeint war Vicco von Bülow, alias Loriot. Anlässlich einer wissenschaftlichen Tagung zum Thema Lachen hat der Publizist Stefan Lukschy den Versuch unternommen, Loriots Verdienste um den Humor des Vaterlandes zu würdigen. „Des Ernstes Leben“ hieß sein Vortrag, der nun im Radio nachgehört werden kann. Das Loriotsche Werk in Vielfalt und innerer Einheit, die Komik eines aus der Art geschlagenen preußischen Adligen als ganz besonderes Ruhmesblatt der neueren deutschen Humorgeschichte (Kulturradio vom RBB, 14. Januar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Wegen seiner Beteiligung am Dekabristenaufstand wird Fürst Wolkonski vom Zaren nach Sibirien verbannt. Seine junge Gattin Maria ist entschlossen, das Leben ihres Mannes am Rande der bewohnten Welt zu teilen. Während der Fürst in einem Gefangenentross verschleppt wird, reist die Fürstin ihm in der Kutsche nach, begleitet nur von einer jammernden Zofe. Am Silvestertag 1827 bleibt man kurz vorm Ural in einem Schneesturm stecken. Hier setzt Christine Nagels Hörspiel „Deiner fernen Wüste Trauer“ ein, das auf den Memoiren der Fürstin Wolkonskaja basiert. Hinter der Reisenden liegt eine behütete Kindheit, vor ihr die verschlingende Elementargewalt Sibiriens. Jetzt bleiben der Fürstin nur noch die Gedichte Alexander Puschkins und die Lieder der Kindheit, um dem Schicksal zu trotzen (Deutschlandfunk, 16. Januar, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Im äthiopischen Dorf Bonga gibt es drei Kategorien von Bewohnern. Die einen sind zu alt, um noch in die reichen Länder des Nordens zu ziehen. Den anderen fehlt es an Geld für die große Reise. Zur dritten Gruppe gehören jene, die es geschafft haben, nach Europa oder Amerika aufzubrechen. Nun leben sie in Köln oder Los Angeles, und zu Hause in der Dorfbar von Bonga erzählt man sich märchenhafte Geschichten über ihr Glück. Martina Schultes Feature „Bonga Boys“ geht den tatsächlichen Wegen dreier Arbeitsmigranten aus Bonga nach. In einer ironisch-turbulenten Collage kreisen Fantasien, Hoffnungen und Tatsachen umeinander (Kulturradio vom RBB, 17. Januar, 14 Uhr 04).

Einerseits soll unser Leben furchtbar effizient sein. Geiz ist geil, bloß keine Zeit verschwenden. Andererseits lieben Millionen Deutsche ihren Garten. Kein Aufwand ist zu hoch, wenn es darum geht, ein Stück Land zu pflegen. Jürgen M. Thies Hörstück „Heiler Garten und wilder Wuchs“ widmet sich der Gärtnerei in Geschichte und Gegenwart. Vom königlichen Park bis zur Laubenlandparzelle – immer sind es die ganz großen Fragen, die vom Gärtner beantwortet werden müssen. Was ist das rechte Verhältnis von Freiheit und Ordnung, ist Kultur wertvoller als Natur, wie soll man sich den Garten Eden vorstellen? (Deutschlandfunk 17. Januar, 20 Uhr 05)

Die ermittelnde Privatdetektivin in Joy Markerts Krimi „The Beat Goes On oder Die Hölderlinakte“ trägt den exotischen Vornamen Cher. Dabei ist diese Cher Ebinger ein echtes Kind der württembergischen Provinz, mit Arbeitseifer und schwäbelnder Zunge. Ihr neuester Fall führt sie tief hinein in den Humus der Regionalgeschichte. Am Neckarstrand treibt eine Leiche ohne Kopf, ein Tübinger Ehemann ist spurlos verschwunden, alles hat mit geheimnisvollen Dokumenten zu tun, die den Fall Hölderlin betreffen. Der kranke Dichter verbrachte seine letzten Lebensjahrzehnte im Tübinger Turm, umsorgt von wohlmeinenden Bürgern der Stadt. Nun entdeckt Cher Ebinger, dass am Neckar Vergangenheit und Gegenwart noch immer sehr nah beieinanderliegen (Deutschlandradio Kultur, 18. Januar, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

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