zum Hauptinhalt

Im RADIO: Nietzsche heult bei Peter Pan

Tom Peuckert verrät, was man in den nächsten Tagen im Radio nicht verpassen sollte.

Die meisten Ostdeutschen werden noch sehr gut wissen, was sie in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 gemacht haben. Hunderttausende bunter Geschichten über diese Nacht leben in ihren Köpfen. Eine davon erzählt Thilo Refferts preisgekröntes O-Ton-Hörspiel „Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle“. Zwei Jahrzehnte danach erinnern sich Mutter und Schwester des Autors, wie sie in jener Nacht zu ihrem vielleicht größten Lebensabenteuer aufbrachen. Aufgewühlt von schier unglaublichen Nachrichten fahren sie im Auto von Magdeburg aus Richtung Westen (Deutschlandradio Kultur, 10. November, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

Peter Pan ist außen erwachsen, innen ein Kind. Als Anführer der Gang „Verlorene Jungs“ lebt er auf der Insel Nimmerland, kämpft gegen Käpt’n Hook und Piraten. Vor über 100 Jahren hat der Schotte James M. Barrie die Abenteuer des „Peter Pan“ aufgeschrieben, einen Weltbestseller geschaffen, der seither auch über Bühnen und Kinoleinwände wandert. Im Radio gibt es, anlässlich der ARD-Hörspieltage, die Live-Aufführung einer Hörspieladaption für drei Schauspieler und großes Orchester (Deutschlandradio Kultur, 14. November, 14 Uhr 05).

Ein junges Mädchen berichtet über ihr missratenes Leben. Kurze, hastige Sätze, aneinandergeschnitten wie Bilder in einem Actionfilm. Missbrauch durch den Vater, Alkohol, schwere Krankheit. Im nächsten Atemzug bezichtigt das Mädchen sich selbst der Lüge, scheint eine großmäulige Göre, die sich auskennt mit rhetorischen Gruseleffekten. Als Melanie Arns’ Romandebüt „Heul doch!“ vor einigen Jahren erschien, stritten die Kritiker, ob es sich hier um ein hyperrrealistisches Schauerdrama oder eine raffinierte Psychostudie über einen verwirrten weiblichen Teenager handelt. Auf jeden Fall eine bemerkenswerte Geschichte, die nun in einer schönen Radiofassung nachgehört werden kann (Deutschlandradio Kultur, 15. November, 0 Uhr 05).

Im Januar 1889 bricht Friedrich Nietzsche in Turin zusammen. Er wird in eine Irrenanstalt gebracht, dort holt ihn die Mutter ab. Sie bringt ihren Sohn zurück nach Naumburg, in die enge Wohnung der Kindheit, wo sie die nächsten Jahre aufopferungsvoll für ihn sorgt. Nietzsche war aufgebrochen, das freieste Leben zu führen, dass ein Mensch je gelebt hat, nun hockt er wieder daheim. In seinem Essay „Friedrich Nietzsche und seine Mutter“ zeichnet Ludger Lütkehaus das Beziehungsdrama aus der Sicht der Mutter nach. Ihr Sohn mag ein böses Genie gewesen sein, aber jetzt hofft sie auf eine Rückkehr zu familiären und religiösen Wurzeln. Doch die Ärzte fürchten, der tobsüchtige Sohn könne die Mutter eines Tages erschlagen (SWR 2, 15. November, 22 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Wie sich das Totsein wirklich anfühlt, wird niemand berichten können. Aber es gibt Menschen, die dem Tod angeblich sehr nahe kamen. In Mechthild Müsers Feature „Nahtod – Grenzerfahrungen“ hören wir von Leuten, die bereits klinisch tot waren und dann reanimiert wurden. Die so genannten Nahtoderfahrungen sind denkwürdige Phänomene, geeignet für letzte Hoffnungen im Trauerfall. Obwohl Skeptiker das alles für traumähnliche Einbildungen halten, die man jederzeit auch mit Medikamenten hervorrufen könne (Deutschlandradio Kultur, 17. November, 0 Uhr 05).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false