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IM RADIO: Rote Mütter, verlorene Kinder

Tom Peuckert verrät, was Sie im Radio nicht verpassen dürfen.

Für europäische Beobachter war China stets ein Gegenstand faszinierter Sorge. Frühe Reisende erzählten von einer extrem widersprüchlichen Hochkultur: robust und doch verfeinert, diszipliniert und doch zügellos. Die Irritationen sind bis in die Gegenwart spürbar, man denke nur an die grassierende Furcht vor der chinesischen Wirtschaftskraft. Autor Jens Jarisch hat längere Zeit in Schanghai gelebt und versucht nun, die gigantische Metropole akustisch zu porträtieren. Sein Feature „Die Stadt der Hundert-Meter-Menschen“ erzählt vom Crash zwischen Tradition und Moderne und den verschwimmenden Bruchlinien zwischen Realität und Fiktion. Von einem Gefühl der Surrealität, das Europäer in Schanghai leicht befallen kann (Kulturradio vom RBB, 5. Mai, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Leben ist schon immer eine riskante Sache gewesen. Aber nie zuvor wurde so viel darüber geredet wie heute. Wissenschaftler aller Disziplinen denken angestrengt über die Risiken der modernen Zivilisation nach und der besorgte Zeitgenosse darf sich im Alltag an einer wachsenden Zahl von Sensoren, Airbags und Warnhinweisen erfreuen. In einer von Autorin Gaby Weber verantworteten „Radio Akademie: Risiko“ werden der Begriff Risiko und seine Geschichte nun systematisch erforscht. Zwölf Folgen lang geht es um Schicksal und Statistik, um private Angst und öffentliche Kommunikation über das Ängstigende, um Katastrophen und Katastrophenvorsorge (SWR 2, 8. Mai, 8 Uhr 30, Kabel UKW 107,85 MHz; bis 24. Juli immer Samstag, 8 Uhr 30).

Für die Kinder ist alles sehr plausibel. Ihre Eltern haben zu viel falsch gemacht, jetzt ist es genug, man zieht einen Schlussstrich. Die Eltern dagegen sind von ihrer Unschuld überzeugt, sie haben doch nur das Beste gewollt. Nun leiden sie furchtbar wegen des verlorenen Kontakts zu ihren Kindern, ohne aus den Teufelskreisen der Enttäuschung und des Zorns ausbrechen zu können. Für sein Feature „Mama, das war’s“ hat Autor Michael Hollenbach mit verlorenen Töchtern und Söhnen und mit verbitterten Eltern gesprochen. Wie hat die Entfremdung angefangen? Wiederholen sich die Muster der Zerstörung? Wer kann wirklich noch helfen, wenn der Bruch erst einmal vollzogen ist? (Kulturradio vom RBB, 9. Mai, 9 Uhr 04)

Was tun, wenn die eigene Mutter mal eine radikale Linke gewesen ist? Wenn sie in ihrer Jugend mit Mao und Kim Il Sung sympathisierte und auch im Alter nichts von bürgerlicher Versöhnung wissen will? In seinem Feature „Geris radikale Abenteuer oder Eine Rote Mutter in New York“ erzählt David Zane Mairowitz die Lebensgeschichte einer linken Aktivistin in den USA, die nebenbei auch seine eigene Mutter gewesen ist. In surrealen Montagen beschwört er die Verstorbene noch einmal herauf, lässt sie ihr Leben munter kommentieren. Auch für ihre Kinder hat Geri noch allerhand Ratschläge, die man durchaus radikal nennen kann (Kulturradio vom RBB, 9. Mai, 14 Uhr 04).

Die Zukunft gehört dem Elektroauto. Damit das revolutionäre Vehikel gut in Fahrt kommt, braucht es starke Batterien, für die das Leichtmetall Lithium unentbehrlich ist. Die Hälfte der weltweiten Lithium-Vorkommen befindet sich in Bolivien, in einer noch unberührten Salzwüste, mehr als tausend Meter über dem Meeresspiegel. Gaby Webers Feature „Batterien aus Bolivien“ erzählt von einem gewaltigen Schatz, der nicht nur in Bolivien die Gemüter erhitzt. Wer gewinnt das Rennen um die Abbaurechte? Lithium, so lehrt das Feature, ist ein Stoff, aus dem die Wirtschaftskrimis der Zukunft gestrickt werden (Deutschlandfunk, 11. Mai, 19 Uhr 15, UKW 97,7 MHz).

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