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Im RADIO: Schopenhauer, Schulschwänzer

Tom Peuckert verrät, was man im Radio in den nächsten Tagen nicht verpassen sollte.

Der Klimawandel ist momentan nicht in den Schlagzeilen. Dass die risikoreiche Veränderung des Weltklimas trotzdem weitergeht, muss vermutet werden. Robert Brammers Feature „Global Warming“ erinnert eindrücklich an Sorgen, die uns vor kurzem noch pausenlos beschäftigt haben. Für sein Feature imaginiert der Autor einen Internationalen Umweltgerichtshof, vor dem Schadenersatzansprüche der Opfer des Klimawandels geklärt werden sollen. Anwälte beider Seiten duellieren sich mit brillanten Argumenten für und wider menschliche Schuld, eine Richterin sucht vergeblich nach Gewissheiten. Als schockierenden Kontrast wagt das Feature einen Ausblick in das Jahr 2043. Die schlimmsten Prognosen der Klimaforscher sind Wirklichkeit geworden (Deutschlandradio Kultur, 24. November, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Beim Südwestrundfunk geht es eine Nacht lang um Reiseabenteuer. Um die heißesten und kältesten Orte der Erde, um Tiefsee, Dschungel und Urlaubsparadiese. „querWeltein“ heißt die ausdrücklich für ein junges Publikum veranstaltete Radionacht. Eine Einladung an alle Halbwüchsigen, es sich weit über die normale Schlafengehenszeit hinaus vorm Radio gemütlich zu machen, eine Aufforderung an ihre Eltern, in dieser Nacht sämtliche Augen zuzudrücken. Vielleicht hören sie ja selber mit, wenn Reporter sich zu exotischen Orten aufmachen und Globetrotter die Schatzkästchen ihrer Erfahrung öffnen. Die Reisenacht bietet Reportagen, Hörspiele und Lesungen für Fernwehsüchtige aller Altersklassen (SWR 2, 26. November, ab 20 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Die Helden der französischen Theaterautorin Yasmina Reza sind kultivierte und aufgeklärte Bürger. Sie haben Erfolg im Beruf und ein geordnetes Privatleben. Aber dann zerbricht die Existenzfassade scheinbar wegen einer Kleinigkeit. Rezas Drama „Im Schlitten Arthur Schopenhauers“ zeigt zwei befreundete Paare im mittleren Lebensalter. Hochgebildete Geisteswissenschaftler, mit jeweils ganz eigenen philosophischen Überzeugungen. Doch in der Tiefe verbindet sie alle die nackte Panik angesichts der vergehenden Zeit. Sie hätten einander viel über Sterbensangst und Lebenseinsamkeit zu erzählen, wenn sie nicht so brillant aneinander vorbeireden würden. Wer Yasmina Rezas Tragikomödie auf dem Theater verpasst hat, sollte sich die schöne Hörspielfassung nicht entgehen lassen (Kulturradio vom RBB, 28. November, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Der notorische Schulschwänzer Chris braucht für seinen Abschluss unbedingt eine bessere Note. Er will eine Lehrerin zur Manipulation überreden, als die sich weigert, eskaliert die Situation. Im Affekt schlägt Chris die Lehrerin nieder. Statt ihn anzuzeigen, entschließt sich die verstörte Lehrerin zu einer pädagogischen Heldentat. Sie gibt dem Jungen Nachhilfeunterricht, um ihm die Möglichkeiten von Fleiß und Ehrlichkeit zu demonstrieren. Was von der Umwelt gründlich missverstanden wird. Lutz Hübners Hörspiel „Aussetzer“ schildert eindrucksvoll ein Duell zwischen zwei Menschen mit sehr verschiedenen Lebensidealen (SWR 2, 28. November, 18 Uhr 20).

Öland ist eine kleine Ostseeinsel, die zu Schweden gehört. Dass es dort recht ungemütlich zugeht, werden die Hörer des Krimis „Öland“ nicht so bald aus dem Kopf bekommen. Autor Johan Theorin erzählt eine Schauergeschichte, in der Vergangenheit und Gegenwart der Insel raffiniert miteinander verknüpft sind. Vor zwanzig Jahren verschwand auf Öland ein Kind, nun gibt es neue Spuren. Die unglückliche Mutter kehrt zurück, um Gewissheit über das Schicksal ihres Sohnes zu erlangen. Welche Rolle spielte ein Inselbewohner namens Niels Kant, um den sich dunkle Gerüchte ranken? Hat der dichte Nebel, der Öland so oft heimsucht, zum Verbrechen beigetragen? Am Ende verzieht sich der Nebel, aber der Himmel über Öland bleibt weiter grau und drückend (Deutschlandradio Kultur, 29. November, 21 Uhr 33).

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