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Im RADIO: Sieche Körper, klare Köpfe

Die ersten Schritte in Freiheit, der Charakter von Großstädten, Häuserkampf in Duisburg: Was man im Radio nicht verpassen sollte.

Ein Mann wird aus dem Gefängnis entlassen. Neun Jahre hat er eingesessen, nun steht er allein vor dem Tor. Mit zwei Kartons und tausend Euro Bargeld. Das Feature „Schwere Freiheit“ von Heike Bittner begleitet den Mann auf seinen ersten Wegen durch die Freiheit. Er hat keine Wohnung, keine Arbeit, niemand wartet auf ihn. Die Freiheit ist ein schwarzes Loch, eine bedrohliche Leere. Das Mikrofon ist dabei, wenn der Mann versucht, aus dieser Leere ein neues Leben machen. Ein soziales Experiment mit ungewissem Ausgang (Kulturradio vom RBB, 21. Februar, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Die Hauptfiguren im Hörspiel „Grüne Lunge. Breites Pflaster“ von Katja Heinsel heißen Bitterfeld, Wolfen, Duisburg, Bremerhaven. Dass Städte einen Charakter haben, wird hier ganz wörtlich genommen. Städte sind clever, hochmütig, ängstlich, friedfertig oder aggressiv. Und sie haben ständig mit inneren und äußeren Feinden zu kämpfen. Hensel versetzt ihre Kommunen in ein Sanatorium namens Deutschlandklinik, wo heftig um Problemzonenbehandlung, Fitnesskuren und Schönheitspflaster gerangelt wird. Klinikbetreiber ist ein Herr namens Bund, der sein Unternehmen aus Kostengründen lieber heute als morgen schließen möchte (Kulturradio vom RBB, 22. Februar, 14 Uhr 04).

Tief in den Ruhrpott führt Ulrich Lands Radiokrimi „Häuserkampf“ von Ulrich Land. In Duisburg soll ein altes Wohnviertel saniert werden. Früher war Thyssen-Krupp hier der Arbeitgeber für Stahlkocher, jetzt engagiert sich das Unternehmen in der Stadtsanierung. Natürlich geht es um allerhand Subventionsmillionen. Ein paar Häuser stehen im Weg, leider auch deren Bewohner. Eine alte Frau kommt ums Leben, ein umtriebiger Gastarbeiter der ersten Stunde protestiert mit aller Gewalt. Scheinbar ein klassischer Gentrifizierungskonflikt, aber dann kommen viele andere Motive ans Licht (Deutschlandradio Kultur, 23. Februar, 21 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Ein altes Paar, eine schlaflose Nacht. Fast wäre die Frau gestorben, aber nun ist sie noch einmal aus dem Krankenhaus zurückgekehrt. In dieser Nacht geht es um letzte Bilanzen und lange aufgeschobene Erklärungen. Die Körper sind siech, die Köpfe noch klar. Im Hörspiel „Wer geht zuerst“ von Ricarda Bethke reden sich zwei sehr Alte an die kleinen und großen Lügen ihres Lebens heran. Auch an das Glück, das es zwischen ihnen gegeben hat. Das Sterben ist greifbar nahe, die Welt schon fast erkaltet. Ein letzter Versuch, sich aneinander zu wärmen (Deutschlandradio Kultur, 25. Februar, 21 Uhr 30).

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