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Medien: Im Radio: Tod durch Parfüm

Irgendwann in den 90er Jahren ist der DJ zu einer Leitfigur des Kulturbetriebs geworden. Aus dem biederen Schallplattenaufleger wurde die kreative Pop-Ikone.

Irgendwann in den 90er Jahren ist der DJ zu einer Leitfigur des Kulturbetriebs geworden. Aus dem biederen Schallplattenaufleger wurde die kreative Pop-Ikone. Das Hörspiel zum Phänomen heißt "Krapps letzter Mix" und stammt von Thorsten Krämer. Ein junger Autor, Jahrgang 1971, der erstaunlicherweise nicht selber auflegt, wohl aber einen Roman mit dem Titel "Neue Musik aus Japan" geschrieben hat. Hauptfigur seines Hörspielmonologs ist ein alternder DJ namens Krapp. Mit der Distanz eines Veteranen überdenkt dieser Krapp den glamourösen Aufstieg seines Berufsstandes. Früher haben die Leute sich für Musikstile interessiert, heute konsumiert man den DJ als Kultmarke. Aber ohne Musik geht es natürlich auch nicht. Krämers Hörspiel ist eine solide und unterhaltsame Präsentation. Alles, was Sie schon immer über die DJ-Kultur wissen wollten: wichtige Namen, wichtige Stile, wichtige Techniken. Ganz cool von DJ Krapp durchdekliniert (Deutschlandradio, 6. November, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Solide unterhaltsam geht es zu in Friedrich Bestenreiners Hörspiel "Schwarze Hyazinthe": ein traditionell fabulierter Krimi, wie er noch immer gern in den Rundfunkstudios produziert wird, obwohl unsere Großeltern bereits ähnliches im Radio gehört haben dürften. Ein Chemiker hat ein unwiderstehlich duftendes Parfüm kreiert, das nicht nur süchtig macht, sondern auch Menschen töten kann, ohne Spuren zu hinterlassen. Wieder einmal scheint der perfekte Mord möglich. Der Aufstieg des Erfinders zu Geld, Ruhm und Macht ist unaufhaltsam. Bis am Ende alles an den Frauen scheitert. Bestenreiners Krimi entführt in duftende Geheimwelten, wo chemische Formeln nach Todessehnsucht riechen und Begriffe wie "encephaloide Molekülgruppe" sich auf Baudelaires "Blumen des Bösen" reimen. Ein bisschen staubig, aber schön schaurig (Deutschlandradio, 6.November, 19 Uhr 05).

"Radio Hiob" dagegen liefert das Programm zum Weltuntergang. Im Hörspiel von Hermann Rab kalauern sich zwei Schauspieler als fiktive Radiomoderatoren durch die Kulturgeschichte der Menschheit. Es ist die allerletzte Radiosendung, bevor alles im großen Regen ersäuft. Man springt noch einmal durch Raum und Zeit, zwischen Kosmologie und Trivialität. Live geht es zurück an die Stätte des Urknalls, etwas später senden die rasenden Reporter aus dem Inneren einer Torte, die bei einem Mafia-Geburtstag serviert wird. Eine bizarre Comedy. Phantastischer schwarzer Humor und die enorme Stimmakrobatik zweier Schauspieler sind zu bewundern (Radio Kultur, am 7. November, um 22 Uhr, UKW 92,4 MHz).

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