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Medien: Im Schatten des Vaters

Ein TV-Gespräch mit Franziska Augstein

Wie betont geistreich es wirkte, dieses stellenweise im Flüsterton geführte Gespräch, das, ganz altmodisch, mit Handkuss endete. Franziska Augstein suchte sich die Sendung von Gero von Boehm aus, um sich drei Monate nach dem Tod ihres Vaters Rudolf Augstein zum zweiten Mal öffentlich zu äußern. Das erste Mal war bei der Trauerfeier im Hamburger Michel, wo sie überraschend das Wort ergriffen hatte. Zu der Rede entschlossen habe sie sich, sagte Franziska Augstein am Dienstag in der Sendung, „als ich merkte, dass es nicht erwünscht wurde. Es gab Widerstand“, fügte sie hinzu, „es war von keiner Seite wirklich gewollt, es wurde aktiv decouragiert“. Der Auftritt wurde damals so interpretiert, dass Franziska Augstein Anspruch auf die Herausgeberschaft erheben wolle.

Wann sie denn beim „Spiegel“ eine Funktion übernehme, fragte Gero von Boehm. „Gute Frage“, antwortete die Tochter des „Spiegel“-Gründers kokettierend, „da dürfen Sie mich nicht fragen. Ich werde mich selbst nicht einstellen“. Im Verlauf des Gesprächs betonte sie dann noch: „Ich habe keine ,Spiegel’-Pläne. Ich habe zurzeit eine Tätigkeit, mit der ich ganz gut beschäftigt bin und die ich auch durchaus noch weiter ausüben kann.“

Es geht um das Erbe eines Verlegerpatriarchen, den Anspruch der Nachfahren und angeblich existierende Schreiben.

In einem anderen Fall, bei dem es um ein Verlegererbe geht, sind zurzeit Staatsanwälte am Werk. Sie ermitteln gegen Axel Springers Testamentsvollstrecker Bernhard Servatius. Es geht um Betrug und Unterschlagung. Mehrere Unterlagen wie Heiratsurkunden, aber auch Erbenverträge und angebliche Testamentsänderungen sollen verschwunden sein. Sein Enkel Axel Sven Springer hat Ende 2002 Strafanzeige erstattet. Er will mehr Einfluss im Verlag seines Großvaters gewinnen. Auch im Fall Augstein geht es um den Einfluss der Erben, darum, ob und falls ja, wer von Augsteins Kindern beim „Spiegel“ eine Funktion übernimmt. Neben Franziska kommt Jakob Augstein in Frage. Beide sind Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“.

Über die Herausgeberfrage werden die „Spiegel“-Gesellschafter Ende April/Anfang Mai entscheiden. Von Gero von Boehm ließ sich Franziska Augstein nun auf die angebliche Existenz eines Briefes ansprechen, in dem Rudolf Augstein geschrieben haben soll, dass er sich gut vorstellen könne, dass Franziska einmal Herausgeberin werde. „Mir hat er den Brief nicht geschrieben. Er hat dergleichen gesagt“, antwortete sie. Tatsächlich hat der größte „Spiegel“-Gesellschafter, die Mitarbeiter KG, keine Kenntnis von der Existenz eines solchen Briefes.

Am Freitag, um 13 Uhr 15, wird das Gespräch auf 3 sat wiederholt.

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