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Das Flugzeugunglück in der Ukraine war auch bei den „RTL 2 News“ mit Sandra Schneider Thema. Vor allem aber setzt die Redaktion auf Boulevard-Themen

© Tsp

Info-Trojaner für Politikferne: Hauptsache krass: die RTL-2-News

Junges Publikum sieht gerne die Nachrichten beim Privatsender RTL2. Der Berlin-Umzug der Redaktion wird nichts am Themenmix ändern. Jetzt macht die Bundeszentrale für politische Bildung Programm: "Zeit für Helden".

Um diese Nachricht kommen an diesem Tag auch die „RTL 2 News“ nicht herum. Die Ermittlungen zum möglichen Abschuss des malaysischen Flugzeugs MH17 in der Ukraine sind das Top-Thema am Montagabend um 20 Uhr – wie in der „Tagesschau“. Auch die israelische Offensive in Gaza und die Erhöhung des Bafögs werden von Moderator Sascha Triefenbach gestreift, dann aber setzt der Privatsender seine eigenen Schwerpunkte: Über „krasse Wetterextreme“ wird berichtet, eine Explosion in einer Münchner Arztpraxis und einen „dramatischen“ Fallschirmsprung in den USA – offensichtlich Top-Themen für die Zielgruppe. Keine andere Nachrichtensendung um 20 Uhr ist bei den 14- bis 29-jährigen Zuschauern so erfolgreich wie die „RTL 2 News“.

280.000 Zuschauer in der jungen Zielgruppe schalten die „RTL 2 News“ täglich ein, was einem Marktanteil von 10,8 Prozent entspricht. Die „Tagesschau“ liegt knapp dahinter mit 9,8 Prozent. Die „Sat 1 Nachrichten“ um 19 Uhr 55 erreichen 5,7 Prozent.

Die herausragende Quote erzielen die „RTL 2 News“ auch dank des Vorlaufprogramms, viele Zuschauer bleiben nach der Scripted-Reality-Soap „Berlin Tag & Nacht“ gleich dran, die auf Facebook so beliebt ist wie keine andere Fernsehserie. Von diesem Hype um die Hauptstadt will nun auch die Nachrichtensendung profitieren, wenn sie von Januar 2015 an aus Berlin sendet.

Etwa auch, weil sie politischer werden will? „Nein, der Einfluss auf die Themenwahl wird sich durch den Umzug nach Berlin nicht groß verändern“, sagt Matthias Walter, Leiter der Nachrichtenredaktion bei RTL 2. „Vielmehr wollen wir auf kulturelle und gesellschaftliche Trends, die in Berlin gesetzt werden, eingehen. Wir wollen präsenter sein und erreichen, dass man uns anders wahrnimmt.“

"Zeit für Helden": Für Thema Menschenfeindlichkeit im Alltag sensibilisieren

Wenn der Privatsender selbst nicht politischer werden will, so sucht doch die Politik die Nähe zum Sender. Die Bundeszentrale für politische Bildung startet am Mittwochabend in Kooperation mit dem Sender ein neues Format. „Zeit für Helden – Und was machst Du?“ heißt die Sendung, in der es um Zivilcourage und Hilfsbereitschaft gehen soll. Handeln Passanten, wenn fremdenfeindliche Äußerungen auf offener Straße fallen? Tolerieren sie es, wenn eine ignorante Verkäuferin einen HIV-positiven Menschen bittet, aus „Hygienegründen“ keine Gegenstände in der Apotheke zu berühren? In der Sendung „Zeit für Helden“ wird das Verhalten von Passanten in solchen Situationen zunächst mit einer versteckten Kamera beobachtet und dann aufgeklärt.

Einen „Trojaner für politische Bildung“ nennt Uwe von Grafenstein das Format, das er zusammen mit seiner Firma SEO Entertainment für RTL 2 produziert. Es sei zunächst verschiedenen Privatsendern angeboten worden, RTL 2 habe als Erster zugeschlagen. Der Sender möchte damit gerade junge Menschen für das Thema Menschenfeindlichkeit im Alltag sensibilisieren und seinen Werten der sozialen Verantwortung nachkommen, sagte eine Sendersprecherin über das neue Format. „Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern die positiven Auswirkungen von Zivilcourage und Hilfsbereitschaft in den Vordergrund stellen.“ Die Bundeszentrale für politische Bildung hat das Projekt inhaltlich begleitet. „Zeit für Helden“ soll für Stereotypen und Vorfälle gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sensibilisieren, über kontroverse Themen informieren und die positiven Effekte von Zivilcourage und Hilfsbereitschaft zeigen, heißt es bei der Bundeszentrale.

Die einzelnen Episoden können die Zuschauer zeitgleich zum Sendestart auf www.bpb.de/zeitfuerhelden ansehen. Auf der Website würden vertiefende Hintergrundinformationen angeboten, wie Fakten und Argumentationshilfen, um Diskriminierungen und Alltagsrassismus besser entgegentreten zu können. Ein „Ranking-Tool“ ermögliche es, für seine persönlichen „Helden“ aus den Sendungen zu stimmen. Mit dem sogenannten „Quiz-Adventure“, einem interaktiven Online-Game, könnten die Nutzer ihre eigene Zivilcourage testen und spielerisch weitere Handlungsoptionen kennen lernen. Eine weitere Folge wird am 30. Juli ausgestrahlt.

„Zeit für Helden – Und was machst Du?“, RTL 2, Mittwoch, 22 Uhr 15

Lisa Fritsch

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