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Sonnenuntergänge gehören zu den beliebtesten Motiven auf Instagram.

© Tsp

Instagram, Snapchat und Co.: Nur passiert mit Beweisfoto

Filmen, knipsen, senden: Netzwerke zum Verschicken von Bildern und Videos erfreuen sich großer Beliebtheit.

Auch in der Partyhauptstadt Berlin kann man sich offenbar langweilen. Das wurde in der vergangenen Woche beim Besuch der US-Schauspielerin Kate Hudson deutlich: Die Golden-Globe-Gewinnerin war in der Stadt, um ein Fitness-Studio zu eröffnen und vertrieb sich die Zeit mit dem Veröffentlichen von privaten Einblicken aus ihrem Hotelzimmer, hinausposaunt über Snapchat.

Mit ihren 36 Jahren passt Kate Hudson allerdings nicht mehr so ganz in das Nutzerprofil des Messenger-Dienstes. Der wird nämlich vor allem von Leuten diesseits der 30 genutzt.

Die kommen wohl vor allem von Facebook, denn dem Flaggschiff der sozialen Netzwerke rennen die Teenager davon. Erhebungen des Beratungsunternehmens iStrategylabs zeigen: Von den 13- bis 17-Jährigen hat ein Viertel in den Jahren 2011 bis 2014 seinen Account gelöscht, bei den 18- bis 24-Jährigen waren es 7,5 Prozent. Erfolgreich ist Facebook vor allem bei Erwachsenen.

Knapp die Hälfte der Nutzer sind mittlerweile 35 Jahre oder älter. Da ist Snapchat besser, das heißt: jünger aufgestellt. Laut einer Statista-Umfrage sind 50 Prozent der befragten Nutzer zwischen 16 und 24 Jahre alt.

Kate Hudson via Snapchat in ihrem Hotelzimmer in Berlin.
Kate Hudson via Snapchat in ihrem Hotelzimmer in Berlin.

© Tsp

Snapchat hat rund 100 Millionen aktive Nutzer, die sich täglich sieben Milliarden Videoclips anschauen und liegt damit nur knapp hinter Facebook. Der Kurznachrichtendienst Twitter, bei dem ebenfalls Bilder und Videos versendet werden können, kann da mit rund 500 Millionen Tweets pro Tag nicht mithalten.

Nutzer können sich bewegte und unbewegte Bilder – zum Beispiel aus Kate Hudsons Hotelzimmer – anschauen, die nach kurzer Zeit von alleine wieder verschwinden. Dazu kommt ein klassischer Chat, sowie Video- und Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Das haben auch viele Medien wie die „Washington Post“ erkannt und gehen in den Netzwerken auf Kundenfang. Dort werden dann zum Beispiel politische Nachrichten veröffentlicht. Unter „Snapchat Stories“ gibt es die Möglichkeit, ein virtuelles Tagebuch zu führen, das länger als nur ein paar Sekunden verfügbar ist.

Auch die Live-Streaming-App Periscope erfreut sich großer Beliebtheit. Der Dienst ist gerade ein Jahr alt geworden. Zu diesem Anlass hat Eigentümer Twitter öffentlich Bilanz gezogen: Rund 200 Millionen Videos wurden bisher über den Dienst abgerufen. Wieviele Menschen die Videoplattform insgesamt nutzen, hat Twitter nicht verraten. Das Prinzip von Periscope ist einfach: Auf einer Weltkarte blinken Symbole auf, die anzeigen, wo gerade ein Video per Livestream gedreht wird. Klickt man auf das Symbol, wird man live hinzugeschaltet.

Livestream vom Flüchtlingsboot

Man kann nicht nur zusehen, sondern auch Kommentare posten und so mit dem Urheber des Filmchens direkt in Kontakt treten. In den westlichen Ballungsgebieten tauchen naturgemäß wesentlich mehr Videosymbole auf als etwa in der südamerikanischen Pampa. Dafür gibt es zum Beispiel auf der arabischen Halbinsel eine stabile kleine Periscope-Gemeinde, die augenscheinlich vor allem aus Söhnen reicher Familien besteht. Wer also schon immer mal einen jungen Saudi beim Sportwagenfahren beobachten wollte, kann das dort tun.

Auch übertragen nigerianische Pfarrer ihren Gottesdienst per Liveschalte, irische Rockbands performen für die virtuelle Weltöffentlichkeit und Berlin-Touristen dokumentieren ihre Party-Tour. Auch auf Periscope tummeln sich die Medien. Rekordhalter im Dauersenden dürfte die „Bild“-Zeitung sein. Diese hatte in einem regelrechten Periscope-Marathon ganze 24 Stunden lang ihren Redaktionsalltag dokumentiert, inklusive Live-Bericht von der Druckerpresse.

Cruisen in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Den Periscope-Usern gefällt das.
Cruisen in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Den Periscope-Usern gefällt das.

© Tsp

„Bild“-Reporter Paul Ronzheimer hatte im März sogar live von einem Flüchtlingsboot übertragen. Da die Videos auf der Plattform gespeichert werden, sind sie auch im Nachhinein einsehbar.

Auch auf Instagram kann man seit einiger Zeit Videos veröffentlichen, wenn auch nicht live. Der Fotodienst erlaubt das Posten von Clips von bis zu 15 Sekunden, auch wenn sich das Kerngeschäft auf das Bearbeiten und Verbreiten selbstgeschossener Bilder konzentriert. Dazu stehen dem Nutzer eine Vielzahl von Filtern und anderen Bearbeitungsfunktionen zur Verfügung. So kann man Farbsättigung und Kontraste einstellen, Schatten verstärken oder abschwächen oder dem Bild mehr Struktur geben.

Seit einiger Zeit ist auch das Markieren eines Ortes möglich: Wer gerade einen Schnappschuss vom Fernsehturm schießt, kann das Foto mit einer entsprechenden Ortsmarke versehen. Andere Nutzer können es über die Ortssuche dann finden, mit einem „Gefällt mir“ versehen oder einen Kommentar hinterlassen. Laut aktuellen Zahlen sind rund 300 Millionen Nutzer registriert. Die sind in der Regel recht jung: In Deutschland bilden die unter 18-Jährigen mit 35 Prozent die größte Nutzergruppe.

Schauspielerin Kate Hudson ist übrigens auch auf Instagram. Ihre Hotelzimmer-Impressionen hat sie ihren vier Millionen Followern dort allerdings weitgehend vorenthalten.

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