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Dieser Espressoautomat lässt sich per App steuern.

© dpa

Internet der Dinge: Gut Ding will Eile haben

Bald kommt sie. Wahrscheinlich schon morgen. Spätestens übermorgen. Oder kurz danach. Die Revolution jedenfalls, so heißt es, stehe unmittelbar bevor – dank des IT-Wunders namens „Internet der Dinge“.

Gemeint ist die Vernetzung sämtlicher Alltagsgegenstände, damit diese mit ihren menschlichen Besitzern und auch untereinander kommunizieren können und uns allen das Leben erleichtern werden. Der Fernseher befiehlt dann der Wohnzimmerjalousie das Runterfahren, das Auto funkt abends auf dem Nachhauseweg schon mal der Heizung zu, dass sie ein bisschen vorwärmen soll. Der MP3-Player, der von seinem Benutzer zum Abspielen eines Liebeslieds aufgefordert wird, könnte zur optischen Untermalung die Lava-Lampe anknipsen. Hach, die Möglichkeiten scheinen unendlich. Einziges Problem: Es lässt inzwischen ganz schön auf sich warten, dieses Internet der Dinge. Und langsam nervt’s.

Möchten einem Digital-Propheten die Vorzüge der kommenden Ära schmackhaft machen, bringen sie am liebsten das Beispiel vom interaktiven Kühlschrank. Der wird selbstständig merken, sobald der Milchvorrat zur Neige geht, und dann entweder den Besitzer per Blinklicht warnen oder noch besser: gleich selbst neue Tüten im Supermarkt bestellen. So verheißungsvoll das klingen mag – es klingt eben schon seit 15 Jahren verheißungsvoll. 1999 präsentierte ein Hightech-Konsortium um Ericsson und Electrolux den sogenannten „Screenfridge“, und was schrieb die „Washington Post“ damals? Genau: Die Revolution stehe unmittelbar bevor. Der Screenfridge schaffte es bis heute nicht in den Handel, auch mehrere Konkurrenzprodukte scheiterten vor der Marktreife.

Je länger es mit dem „Internet der Dinge“ dauert, desto höher fallen die Prognosen der Umsätze aus: Inzwischen liest man, bis 2020 würden 50 Milliarden internetfähige Gegenstände verkauft. Von wem eigentlich? Auch dazu gibt es eine tolle Nachricht, die gerade durch US-amerikanische Tech-Blogs geistert: Die Hälfte aller vernetzten Gegenstände, die in den nächsten drei Jahren als „Internet der Dinge“ die Welt verbessern werden, stammen von Unternehmen, die heute noch gar nicht existieren. Klingt nach einer hochseriösen Prognose.

Immerhin gibt es schon einen Wasserkocher mit Wifi-Anschluss. Kaffeetassen setzen einen Tweet ab, sobald ihr Besitzer aus ihnen trinkt. Darin steht dann zum Beispiel: „Martin hat soeben einen Schluck Kaffee getrunken.“

Auch an dem Traum vom vernetzten Kühlschrank wird weitergetüftelt. Ein neuer Prototyp wird seit Anfang des Jahres in mehreren US-Städten getestet. Eines der Geräte fing sich allerdings bald einen Virus ein und versendete daraufhin Spam-Mails. Kein Zweifel: Die Zukunft wird grandios.

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