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Peter Frey ist Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens in Mainz. Foto: ZDF

© Carmen Sauerbrei

Interview: „Nicht glücklich“

Politmagazin „Frontal 21“ hat seit 2005 fast ein Drittel der Zuschauer verloren. ZDF-Chefredakteur Peter Frey nennt Gründe und Abgründe.

Herr Frey, die Entwicklung bei „Frontal 21“ sieht mies aus. 2005 hatte das Magazin im Schnitt 3,72 Millionen Zuschauer, dann ging es runter auf 2,62 Millionen in 2011. Der frühere Marktführer liegt aktuell hinter allen ARD-Magazinen. Musste es so kommen?

Dass „Frontal 21“ nicht mehr ganz vorne liegt, macht mich auch nicht glücklich. Doch man muss sehen, dass sich das Programmumfeld dramatisch verändert hat. Die ARD sendet am Dienstagabend ihr unterhaltungsstärkstes Programm mit sehr erfolgreichen Serien direkt gegen uns. Dass die Kollegen von „Frontal 21“ dagegen ein großes Stammpublikum halten, ist eine Leistung.

Wo liegen die Schwachstellen: bei den Themen, beim Sendeplatz am Dienstag um 21 Uhr, bei Redaktionsleiter Claus Richter, bei der Moderatorin Hilke Petersen, beim Redaktionsteam?

Inhaltlich und journalistisch bin ich mit „Frontal 21“ sehr zufrieden. Gerade erst bei der Berichterstattung über den Rechtsterror hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, dass investigative Journalisten längere Zeit an einem Thema dran sind. Und es gibt noch mehr Beispiele: Die „Frontal 21“-Berichterstattung über Fukushima wurde selbst in Japan wahrgenommen und bei Youtube mit japanischen Untertiteln von Hunderttausenden verfolgt. Nach „Frontal 21“-Berichten laufen in mehreren Fällen Ermittlungen, zum Beispiel beim Thema Bestechung in der Pharmaindustrie. Die Redaktion leistet also hervorragende Arbeit. Die Schwachstelle ist aus meiner Sicht tatsächlich der Sendeplatz mit stärkster Konkurrenz. Eine Verlegung würde aber hohe Risiken bergen und die Stammzuschauer verwirren.

Bei der ARD-Konkurrenz hat es sich ausgezahlt, dass die Magazine „Fakt“, „Report Mainz“ und „Report München“ von Montag nach Dienstag hinter die quotenstarken Serien gerückt sind. Denken Sie über Vergleichbares nach?

Die Programmschemareform der ARD hat Sieger und Verlierer hervorgebracht. Bei den Talkshows ergibt sich bekanntermaßen ein gemischtes Bild. Die „Tagesthemen“ verlieren, vor allem gegenüber dem sehr erfolgreichen „heute-journal“. Die Politmagazine der ARD gehören zu den Gewinnern der Schemareform, ohne dass sich an den Sendungen viel geändert hätte. Für die Kollegen ist das ein unverhofftes Geschenk. Das zeigt auch wieder: Es geht in der aktuellen Konkurrenzsituation der Politmagazine nicht primär um Inhalte, Formen, Moderatoren, sondern vor allem um Programmierung. Doch Programmschemata sind komplexe Gebilde. Ob die ARD wirklich bei einem Konzept bleibt, das ihr historisch schwache Herbstmonate beschert hat, bleibt noch abzuwarten.

Welche weiteren Hilfsmaßnahmen müssen beim Magazin greifen?

Wir sind bei „Frontal 21“ gerade in einem umfassenden Facelift. Im neuen Studio kommen die Themen klarer, zugespitzter und direkter daher. Woran wir arbeiten, ist eine größere Wiedererkennbarkeit, etwa über wiederkehrende Rubriken wie „Nachgehakt“ oder „Um Antwort wird gebeten". Auch Elemente mit vor der Kamera agierenden Reportern werden wir stärken, um noch näher an Themen und Publikum heranzukommen. Aber: Die Sendung ist inhaltlich schon sehr profiliert, mit dem kritischen Blick auf die Politik, aber auch auf Entwicklungen und Fehlentwicklungen in der Arbeitswelt. Das sind und bleiben gerade in Krisenzeiten wie diesen Kernthemen.

Was erwarten Sie von „Frontal 21“ im nächsten Jahr?

Ich erwarte von „Frontal 21“ im nächsten Jahr weiterhin vor allem inhaltliche Qualität: Aufklärung und Investigation.

Die Fragen stellte Joachim Huber.

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