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© Sat1

Interview: „Wer von uns soll Müller-Hohenstein sein?“

„Ran“-Moderator Oliver Welke über Franz Beckenbauer, freie Geister, Kerner, deutsche Chancen in der Champions League und die Show im TV-Fußball

Herr Welke, mit Fußball-Champions- und Euro-League kehrt die legendäre Marke „ran“ auf den Bildschirm zurück. Sie als „ran“-Mann der zweiten Generation – werden Sie da sentimental?

Absolut. Und gleichzeitig fühle ich mich total alt. Denn es ist tatsächlich fast 13 Jahre her, dass ich mit „früh ran“, den Sportnachrichten im Sat-1-Frühstücksfernsehen, meine „ran“-Laufbahn begonnen habe. Und ich war auch derjenige, der im Mai 2003 die letzte „ran“-Sendung moderiert hat. Wenn man quasi das Licht ausgemacht hat, ist es ein schönes Gefühl, dabei zu sein, wenn es wieder angeknipst wird.

Freuen Sie sich auch auf Kumpel Kerner, der ja ebenfalls mit der „ran“-Datenbank groß geworden ist? So ein bisschen hat er Ihnen als Moderator die erste Geige bei „ran“ weggeschnappt …

Natürlich freue ich mich. Wobei wir eher selten zusammen arbeiten werden, wenn er arbeitet, habe ich frei und umgekehrt. Johannes’ Rückkehr wertet das Comeback der Marke „ran“ in jedem Fall extrem auf. Und um im Bild zu bleiben: Dass wir bei diesem riesigen Livepaket mehrere Geigen brauchen, war mir von Anfang an klar.

„Ran“ hat die Ware TV-Fußball in den 90er Jahren zur Unterhaltungsshow gemacht, ist dafür auch heftig kritisiert worden. Wie sieht das jetzt aus? Wer ist Ihnen wichtiger: Oliver Pocher im Sondereinsatz, Sasha, der den „ran“-Lead-Song geschrieben hat oder der neue Kollege „Piero“, das 3-D-Live-Grafik-System bei „ran“?

So sehr ich Sasha und Oliver schätze, aber für meinen ganz persönlichen Arbeitsalltag wird der Kollege „Piero“ vermutlich wichtiger. Zum Glück muss ich mich aber gar nicht für einen der drei entscheiden. Und das mit der Show können Sie getrost vergessen. Wir werden einfach sehr viele Fußballspiele professionell und mit tollen Bildern übertragen. Der Fußball selbst bringt schon genug Unterhaltungswert mit. Vor allem, wenn die deutschen Klubs lange dabei bleiben, worauf wir ja leider keinen Einfluss haben.

In gewisser Weise unterhaltend ist ja auch Franz Beckenbauer, schon wieder als Experte dabei. Der ist einfach nicht vom Bildschirm zu kriegen.

Zum Glück, kann ich nur sagen.

Beckenbauers Expertisen in diversen Medien werden öfters belächelt. Mal ehrlich, nehmen Sie den „Kaiser“ immer ernst?

Fakt ist, der Kaiser ist der Traum jedes Sportmoderators, nicht nur, weil er Humor hat, sondern weil er einem ständig zitierfähige Sätze schenkt. Gleich bei unserem ersten gemeinsamen Einsatz in Rumänien hat er dem neuen Bayern-Trainer mal geraten, den Ribéry doch lieber auf seiner Lieblingsposition spielen zu lassen. Für van Gaal in dem Moment höchstwahrscheinlich ärgerlich.

Zuschauer schätzen Ihre für Sportreporter eher unübliche Ironie. Kriegen Sie das mit Beckenbauer so lustig hin wie Delling/Netzer im Ersten? Oder lieber cool wie Müller-Hohenstein/Kahn im ZDF?

Wer von uns beiden soll dann Frau Müller-Hohenstein sein? Alle Journalisten können für Freigeister wie Franz Beckenbauer eben nur dankbar sein. Daran herrscht ein großer Mangel.

Zur Auswahl der Livespiele bei „ran“: Da werden nicht alle Fans so dankbar sein. Am Anfang läuft Stuttgart gegen Glasgow. Es ist Ihnen schon klar, dass Sie die höchste Quote mit Bayern-Spielen hätten? Und Haifa, Bordeaux, Turin wären im kalten Herbst auch ganz nette Dienstreisen.

Das kann man leider nicht nur unter touristischen Gesichtspunkten entscheiden. Zum einen ist der Mittwoch unser Hauptausstrahlungstag, zum anderen erschien uns die Paarung VfB gegen Rangers an diesem ersten Spieltag die attraktivste mit deutscher Beteiligung zu sein. Am zweiten übertragen wir dann live Bayern München gegen Turin.

Mögen Sie eigentlich Philipp Lahm?

Wieso?

Sie sind der Philipp Lahm unter den Moderatoren, sehr variabel einsetzbar: Polit-Comedy im ZDF, Event-Shows bei Pro 7, Sportmoderationen in der Woche bei Sat 1, am Wochenende bei Liga Total, dazu Drehbücher schreiben. Sind Sie eitel?

Der Vergleich ehrt mich. Eitel sind grundsätzlich alle, die ihre Rübe vor eine Kamera halten, aber zu Hause bin ich trotzdem gerne. Zum Glück hat ja Sat 1 für die vielen Spiele insgesamt drei Moderatoren geholt, und ich habe, was die Bundesliga betrifft, jedes zweite Wochenende sogar ganz frei. Das ist jedes Mal ein Schock für meine Familie. Abgesehen davon, soll es in anderen Berufen ja Leute geben, die fünfmal die Woche morgens zur Arbeit gehen. Deshalb werden sie mich in Sachen Freizeitmangel niemals klagen hören.

Sie legen jedenfalls eine recht bunte Fernsehkarriere hin. Was soll am Ende stehen: die Oliver-Welke-Show in der Primetime?

Mein „Ende“ habe ich noch nicht richtig geplant. Live aus einem Stadion zu moderieren, ist schon mal ein großes Privileg. Und was das Thema Unterhaltung angeht, habe ich mit der „heute-show“ im ZDF exakt die Art Sendung bekommen, die ich schon immer machen wollte. Das Ende kann also ruhig kommen. Hoffentlich dauert es noch ein bisschen.

Das Interview führte

Markus Ehrenberg.

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