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Das "taz"-Gebäude

© dpa

James Bond bei der "taz"?: Die „taz“ soll Opfer eines Spionageangriffs geworden sein

Unruhe bei der „taz“: Die linksalternative Berliner Tageszeitung soll Opfer eines Spionageangriffs geworden sein. Hinter der Tat soll ein langjähriger Redakteur stecken.

Die Geschichte ist etwas verwirrend, undurchsichtig. Sie kreist um einen so genannten Keylogger, der wie ein normaler USB-Stick aussieht und der zwecks Online-Durchsuchung auch schon vom BND eingesetzt wurden. Ein Keylogger kann alles aufzeichnen, was ein Autor in die Tastatur schreibt, inklusive Passwörter. Der Autor bekommt von dieser Überwachung nichts mit. Solch einen Keylogger hat ein Techniker der „taz“ nach Recherchen des Online-Nachrichtenportals newsroom.de Mitte der Woche in einem Rechner entdeckt, der ausgetauscht werden sollte.

Als der langjährige Redakteur der „taz“ zu seinem Rechner zurück kam, wollte er offenbar ganz nebenbei den Keylogger wieder an sich nehmen. Der Journalist behauptete, es handele sich um einen ganz gewöhnlichen USB-Stick.

Einbruch bei der "taz"

Kurze Zeit später wurde der Journalist fristlos entlassen, durfte die Redaktion verlassen, sogar seine externe Festplatte mitnehmen. Zwar musste er alle Schlüssel etc. abgeben. Nur ist die zweite Eingangstür der „taz“ codegeschützt, der Code wurde seit Jahren nie geändert, ist allen im Haus bekannt. Dieses Passwort wurde auch nicht so schnell geändert, da man dachte, wer keinen Schlüssel für den Haupteingang hat, kommt auch nicht in die Redaktion. In der darauf folgenden Nacht kam es bei der „taz“ zu einem Einbruch. Eine Tür wurde aufgebrochen, die zweite, codegeschützt, nicht. Ein Zusammenhang ist nicht erwiesen, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden.

Bereits am Mittwoch soll „taz“-Chefredakteurin Ines Pohl die Redaktion über die Geschehnisse informiert haben; die Redaktion zeigte sich geschockt. Im Intranet wurde die gesamte „taz“-Belegschaft aufgefordert, Passwörter dringend zu ändern. Teile der Redaktion wollen nach newsroom.de-Informationen, dass Verlag und Redaktion Anzeige gegen den erfahrenen Journalisten erheben. Davon sieht die „taz“-Leitung nach aktuellem Stand ab. Ines Pohl war für eine Stellungnahme bislang nicht erreichbar.

Nach Information des NDR-Medienmagazins "Zapp" soll offenbar der Journalist Sebastian Heiser für den Einsatz des Keyloggers verantwortlich sein. "taz"-Chefredakteur Andreas Rüttenauer sprach gegenüber "Zapp" von "einem Mitarbeiter". Laut Rüttenauer findet am kommenden Montag eine "taz"-interne Anhörung statt, zu der der beschuldigte Mitarbeiter eingeladen ist.

Heiser hatte in dieser Woche mit schweren Vorwürfen gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" von sich reden gemacht. Tsp

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