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Bis aufs Blut gequält.  Greg Barnett spielt Gottes Sohn.

© José Sarmento Matos/History

"Jesus" als Serie: Superstar 2019

„Jesus – Sein Leben“: Die History-Produktion will historisch so korrekt wie möglich sein. Und bringt einen herausragenden Hauptdarsteller.

Es gab bisher unzählige Filme über Jesus Christus, doch dieser will noch einmal anders sein. „Jesus – Sein Leben“ soll historisch so genau wie nur möglich sein, nur zeigen, was wirklich war – und das gleich aus acht verschiedenen Blickwinkeln.

Maria, Josef, Johannes der Täufer, Kajaphas, Judas, Pontius Pilatus, Maria Magdalena und Petrus sind allesamt wichtige Figuren aus dem Umfeld des Mannes, der nach dem Kreuzigungstod von seinen Anhängern als der „Messias“ und „Sohn Gottes“ verkündet wurde, woraus eine neue Weltreligion, das Christentum entstand.

Bei der History-Produktion „Jesus – Sein Leben“ gehen große Schauspielkunst, gar nicht so ehrfürchtige, aber von Nächstenliebe geprägte Religiosität und kritischer, wissenschaftlicher Ansatz Hand in Hand miteinander her.

Seit „Ein gewisser Judas“ (1958), dem zu Unrecht in der Asservatenkammer verstaubenden Fernsehspiel des damaligen SWF, von und mit Schauspieler-Genius Oskar Werner, der hier als „Verräter aus Gründen des Zweifels“ unter dem Pseudonym Erasmus Nothnagel seine einzige Filmregie-Arbeit ablieferte, hat wohl keine andere Christus-Adaption so kühne Kamera-Einstellungen bei gleichzeitiger intellektueller Schärfe zu bieten.

„Jesus – Sein Leben“, sorgfältig inszeniert von Adrian McDowall, Ashley Pearce und Craig Pickles, liefert in Zeiten des „Event-TV“ anspruchsvolle Unterhaltung. In dem von Nutopia („Mankind – Die Geschichte der Menschheit“, 2012) im Auftrag des Bezahlsenders History in Marokko produzierten Drama, das längst nicht so kitschig geraten ist wie die Kino-Auskopplung „Son of God“ (2014) des Fernseh-Zehnteilers „Die Bibel“ (2013) und dem auch keine antisemitischen Tendenzen anhaften wie Mel Gibsons Skandalerfolg „Die Passion Christi“ (2004), kommen zwischen den Spielfilm-Szenen auch Experten zu Wort.

Nicht in einem Stall geboren!

Die Theologen und Historiker weisen in der Reihe sogar auf Fehler in der biblischen Überlieferung hin. „Die traditionelle Weihnachtsgeschichte von Jesus, der in einer Scheune außerhalb der Stadt Bethlehem geboren wurde, ist einfach falsch“, behauptet Robert Cargill, Assistenzprofessor für Judentum und Christentum an der Universität von Iowa.

So soll das Jesus-Kind anders als bei jeder Weihnachtskrippe dargestellt, nicht in einem Stall geboren, sondern vielmehr im ersten Stock eines Hauses zur Welt gekommen sein, in dem auch Tiere gehalten wurden.

Ferner wäre Maria (hier Houda Echouafni), der man zu ihrer Zeit die unbefleckte Empfängnis einfach nicht glaubte, ohne Josefs (Ramin Karimloo) Vertrauen in sie und seine schützende Hand über ihr, in echter Lebensgefahr wegen eines „vermeintlichen Fehltritts“ gewesen. Dann hätte auch wenig später der Erlöser nie das Licht der Welt erblickt – so wenig wie die Serie „Jesus – Sein Leben“ mit dem in der Titelrolle überragenden Greg Barnett.

Beim Interview spricht der junge britische Akteur von „der schauspielerischen Chance im Leben, die höchstwahrscheinlich nicht ein zweites Mal kommt“. Er stimmt mit Kinderstar Patrick Bach („Silas“, 1981; „Jack Holburn“, 1982), der ihn deutsch synchronisierte, überein, dass die Rolle eine „große Ehre“ sei.

Deswegen habe er sich auch mit dem nötigen Respekt auf die Rolle vorbereitet, ohne allerdings vorher nochmals seine berühmten Vorgänger wie Max von Sydow („Die größte Geschichte aller Zeiten“, 1965), Ted Neeley („Jesus Christ Superstar“, 1973), Willem Dafoe („Die letzte Versuchung Christi“, 1988) oder James Caviezel („Die Passion Christi“, 2004) zu studieren. „Ich wollte mich nicht beeinflussen lassen, musste vielmehr meinen persönlichen Weg zu der Menschlichkeit des Sohnes Gottes finden.“

Und das ist ihm gelungen. „Jesus Christ Superstar 2019“ ist zwar charismatisch, aber vor allem ein Mensch, nicht frei von Fehlern, manchmal sogar aufbrausend über den Egoismus und die Engstirnigkeit seiner Mitmenschen. Die für Barnett intensivste Szene sei die Kreuzigung gewesen. „Das zu spielen, ist in erster Linie zwar ein sehr technischer Vorgang, doch als ich auch am zweiten Tag ans Kreuz musste, intensivierte sich mein ganzes eigenes Empfinden.“

Er hatte dabei einen unglaublichen Blick auf das Atlas-Gebirges. Und urplötzlich überkamen den Schauspieler, der nicht allzu gläubig ist, „Gefühle, wie klein und unbedeutend der Mensch im Vergleich zur göttlichen Schöpfung doch ist“.

„Jesus – Sein Leben“, History, Pfingstsonntag und Pfingstmontag jeweils vier Folgen ab 20 Uhr 15

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